Jungbauern um Zukunft besorgt

“Stopp dem unnötigen Bodenverbrauch”: Die Jungbauern haben im ganzen Land 120 Schilder aufgestellt und jeweils elf Quadratmeter ausgesteckt.
Landwirte machen gegen Bodenverbrauch mobil. Kritik an Industriellenvereinigung.
Dornbirn. Vorarlbergs Jungbauern schlagen Alarm. Laut Landjugend gehen der Landwirtschaft in Vorarlberg elf Quadratmeter Boden pro Minute verloren. Das sind 1,6 Hektar pro Tag, 584 Hektar pro Jahr. 5.840.000 Quadratmeter. In Fußballfeldern: 820. Ganz Altach. Die Jugendorganisation ist sich sicher: So kann es nicht weitergehen. Sie sieht ihren Beruf in Gefahr – und damit die Versorgung Vorarlbergs mit eigenen Lebensmitteln. Unterstützt von Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger präsentierte die Landjugend-Jungbauernschaft Vorarlberg am Freitag in Dornbirn eine Aktion, die auf den Bodenverbrauch aufmerksam machen soll. Moosbrugger sparte dabei nicht mit Kritik an der Industriellenvereinigung (IV).
Beste Böden für die Bauern
Die Rechnung ist einfach: Kein Boden, keine Bauern. Keine Bauern, keine Bewirtschaftung. Keine Bewirtschaftung, keine Nahrung. Thomas Ganahl ist Obmann der Landjugend-Jungbauernschaft Vorarlberg. Er sagt: „Der Großteil der Flächen wird durch Verbauung und Straßen versiegelt. Wenn wir uns diese Entwicklung vor Augen führen, müssen wir uns berechtigte Sorgen um unsere Zukunft machen.“ Sein Vorschlag: die fruchtbarsten Böden im Land zu katalogisieren, zu schützen und der Landwirtschaft zur Verfügung zu stellen.
Barbara Geißler, Geschäftsführerin der Landjugend, stellte das Projekt vor: „Mit 120 Verlustzonen-Feldern setzt die Landjugend vom Pfänder bis ins Montafon ein Zeichen gegen den enormen Bodenverlust im Land.“ Die Organisation hat in ganz Vorarlberg 120 Mal elf Quadratmeter Boden abgesteckt. Also jene Fläche, die täglich verloren geht. Die Flächen sind an gut besuchten Wegen zu finden und werden für mehrere Wochen stehen bleiben.
Landwirtschaftskammerpräsident Moosbrugger lobt die Aktion, denn: „Vorarlberg ist Europameister im Bodenverbrauch.“ Am Donnerstag präsentierte die Industriellenvereinigung ihre Vorstellung eines modernen Vorarlbergs. Moosbrugger kritisiert eine der Forderungen: „Eine pauschale Aufhebung der Grünzonen wäre schlecht für die Zukunft des Landes.“ Es sei richtig, Arbeitsplätze müssten gesichert werden. Die Frage sei aber, von welchen Arbeitsplätzen die Rede ist: „Ich kenne einige flächige Industriebetriebe, wo der Quadratmeter in dieser Hinsicht weniger genutzt wird, als in der Landwirtschaft.“ Für Moosbrugger steht fest: „Die Geschwindigkeit, in der in den letzten Jahren gebaut wurde, ist zu hoch. Das ist offensichtlich.“ Entschleunigung sei das Zauberwort. Auch beim Bauen.
Mit dieser Aktion weisen wir auf den Bodenverlust im Land hin.
Barbara Geißler
Bodenverbrauch
Derzeit stehen für Bauern 38.000 Hektar Wiesen, Weiden (ohne Alpen) und knapp 3000 Hektar Ackerland und Grünflächen zur Verfügung.
Pro Tag gehen der Landwirtschaft 1,6 Hektar Boden verloren. Das sind 584 Hektar pro Jahr. 1,3 der 1,6 Hektar werden versiegelt.
Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.