Reumütiger Trafikräuber

Vorarlberg / 13.05.2016 • 22:45 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
VN-Bericht vom 16. März 2016.
VN-Bericht vom 16. März 2016.

19-fach Vorbestrafter will Freispruch, er habe den bewaffneten Raub aus moralischen Gründen abgebrochen.

Feldkirch. (ec) Der Obdachlose hat bereits zwischen 40 und 50.000 Euro Schulden, immer wieder wurde er wegen Drogen und anderen Delikten verurteilt. Nun sitzt er wegen eines bewaffneten Raubüberfalls auf der Anklagebank am Landesgericht Feldkirch. Der 33-jährige, große und korpulente Mann betrat im März dieses Jahres eine Trafik im Harder Ortszentrum und forderte, bewaffnet mit einem Brotmesser, Geld. „Ich bin in Schwierigkeiten, ich brauche Geld, mir egal, wenn ich ins Gefängnis muss“, soll er nervös gesagt haben. Die beiden Damen des Kiosks meinten, sein Vorhaben wäre Blödsinn, das Geschäft sei kameraüberwacht.

Als dann noch ein Kunde das Geschäft betrat und eine der Frauen sagte: „Schauen Sie einmal, wir werden gerade ausgeraubt“, gab der Räuber auf und verließ die Trafik. „Scheiße, jetzt krieg ich nichts“, soll er abschließend noch resümiert haben.

Viel auf dem Spiel

Für den Angeklagten steht viel auf dem Spiel. Nicht zuletzt deshalb ist es unumgänglich, die Tatzeugen nochmals zu vernehmen. Es geht um Nuancen. Der Angeklagte behauptet nämlich, dass er freiwillig von der Tat zurückgeschreckt sei. Mutter und Schwester würden im Einzelhandel arbeiten und er sei sich plötzlich bewusst geworden, dass auch bei ihnen so ein Überfall stattfinden könnte. Er sei schockiert über sich selbst gewesen, wie er da so stand, mit dem Brotmesser in der Hand.

Aus diesem Grund habe er abgelassen, nicht deshalb, weil die Tat nicht mehr durchführbar war. „Ich bin 30 Jahre alt und habe auch schon Vorstrafen wegen Körperverletzung, ich hätte die Sache durchdrücken können, wenn ich gewollt hätte“, versucht der Beschuldigte den Senat von einem freiwilligen Rücktritt zu überzeugen. Gelingt ihm dies, bliebe er straffrei. Der Mann erzählt, wie er bereits eine Therapie versuchte, dabei aber gescheitert sei. Auch am Tag des Überfalls habe er sich mit einer Wochenration von 20 Tabletten plus einer halben Flasche Whisky zugedröhnt. Er habe in Hard in der Wiese ein Fahrrad gefunden, damit sei er dann einfach losgefahren.

Das Messer habe er zu Hause eingesteckt, allerdings noch nicht gewusst, ob er was anstellen oder sich selbst etwas antun soll. Einmal hat sich der Mann bereits mit einem Messer in Suizidabsicht selbst verletzt. Zurzeit befindet er sich im Methadonprogramm. Ende Mai wird der Raubprozess fortgesetzt, dann muss der Senat eine Entscheidung treffen.

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