“Bereiten uns auf Neuwahlen vor”

Vorarlberg / 17.05.2016 • 18:50 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Eva Glawischnig glaubt im Gespräch mit den VN an einen knappen Wahlausgang am Sonntag: „Das wird so wie Zwentendorf.“ Foto: VN/Steurer
Eva Glawischnig glaubt im Gespräch mit den VN an einen knappen Wahlausgang am Sonntag: „Das wird so wie Zwentendorf.“ Foto: VN/Steurer

Grünen-Chefin Glawischnig glaubt an Neuwahlen im Jahr 2017.
Ihr Ziel: Vizekanzlerin.

Bregenz. Eva Glawischnig, Bundesparteichefin der Grünen, besuchte kürzlich Vorarlberg. Im Interview mit den VN sprach sie über das Ziel bei der nächsten Nationalratswahl und wann diese sein wird. Am Sonntag vermutet sie ein „a…knappes“ Rennen um die Hofburg.

Christian Kern wird neuer Bundeskanzler. Eine gute Wahl?

Glawischnig: Christian Kern hat eine faire Chance verdient. Ich erwarte mir jedoch, dass die Regierung nun wichtige Reformen im Bereich Arbeitsmarkt, Klima und Bildung angeht.

Sollte aus demokratiepolitischen Gründen bei einer solchen Regierungsumbildung nicht neu gewählt werden?

Glawischnig: Jetzt gilt die Priorität, dass gearbeitet wird. Die Regierung ist in den letzten Monaten stillgestanden. Ich hoffe, dass bis zum September Reformschritte gesetzt werden. Neuwahlen im Herbst würden den Stillstand nur verlängern.

Werden wir also regulär im Jahr 2018 wählen?

Glawischnig: Nein. Wir bereiten uns auf Neuwahlen vor. Ich schätze, dass es 2017 so weit sein wird. Obwohl es für SPÖ und ÖVP irrational wäre, schnell zu wählen.

Soll Österreichs Vizekanzlerin anschließend Eva Glawischnig heißen?

Glawischnig: Mein Ziel ist immer, mit anpacken zu können. Und auf das wird’s hinauslaufen. Jetzt umso mehr, weil es gilt, eine Alternative zu einer blauen Regierungsbeteiligung anzubieten.

Welches Wählerstimmenpotenzial hat die grüne Partei in Österreich?

Glawischnig: Das ist schwer zu sagen. Ich möchte keine Prognose abgeben, zum Beispiel dass der Plafond mit 15 Prozent erreicht ist. In Vorarlberg haben wir 17 Prozent erreicht, bei den Europawahlen ebenfalls. Auf dieses Niveau möchte ich schon klettern. Das müssen wir auch, damit wir wesentlich mitspielen können.

Für Rot-Grün bräuchte die SPÖ dann 33 Prozent.

Glawischnig: Es kann auch eine Dreierkoalition sein. Es ist müßig, darüber zu sprechen. Vielleicht gibt es neue Parteien, vielleicht tritt Irmgard Griss an.

Gelingt es der FPÖ besser, sich als Gegenpol zum Establishment zu positionieren?

Glawischnig: Ja. Die FPÖ ist daran interessiert, Strukturen zu zerstören. Es ist leichter, Dinge kaputt zu machen, als Dinge aufzubauen.

Müssen Grüne in einer Regierung manche Ideale über Bord werfen? Fällt das schwer?

Glawischnig: Natürlich. Man will ja immer mehr. Es gab schwierige Diskussionen, zum Beispiel bei der Integrationsvereinbarung oder der Mindestsicherung. Andererseits funktioniert das 365-Euro-Ticket sehr gut. Das ist ein Leuchtturmprojekt, das stolz macht.

Kann man mit einem 365-Euro-Ticket Wahlen gewinnen?

Glawischnig: Ja. Es ist ein Beitrag für leistbares Leben.

Sie sprechen von leistbarer Mobilität. Nun feiern die Landeshauptleute, dass die Militärmusik erhalten bleibt …

Glawischnig: … ja, die Militärmusik (lacht).

Das wird in der Öffentlichkeit eher wahrgenommen als Radwege. Setzen Sie auf die falschen Themen?

Glawischnig: Ich habe großen Respekt vor allen Musikerinnen und Musikern, sei es innerhalb des Militärs oder außerhalb. Aber das ist nicht unsere vorrangigste Herausforderung. Es stimmt schon, dass manche Themen in den Hintergrund getreten sind.

Im Vordergrund steht derzeit die Stichwahl am Sonntag. Welche Rolle spielt das Alter der Kandidaten?

Glawischnig: Adenauer war 73, als er Kanzler geworden ist. In vielerlei Kulturen ist es wichtig, in einem so repräsentativen Amt eine gewisse Lebenserfahrung mitzubringen. Das ist bei Van der Bellen der Fall. Er ist fit, hat eine smarte Ausstrahlung.

Sollte Hofer gewinnen, könnte man nicht den Schluss ziehen, dass ein jüngerer Kandidat besser gewesen wäre?

Glawischnig: Wir werden sehen, was dann wirklich die Ursachen waren. An das denke ich heute noch nicht. Die Hoffnung lebt.

Das klingt ein bisschen nach Zweckoptimismus.

Glawischnig: Nein, nein. Ich war vom Burgenland bis Bregenz unterwegs, und überall habe ich sehr viel Positives gehört.

Nimmt die Bevölkerung Van der Bellen den Stempel eines unabhängigen Kandidaten eigentlich ab?

Glawischnig: Es ist ein feiner Unterschied, ob du ausgewählt wirst oder ob jemand Monate überlegt und sich bewusst entscheidet. Van der Bellen ist mir in keiner Frage verpflichtet. Es ist vielleicht ein feiner Unterschied, aber es ist ein Unterschied.

Trauen Sie sich, eine Prozentprognose abzugeben?

Glawischnig: Es wird ganz knapp, um nicht zu sagen a…knapp. Das wird so wie Zwentendorf.

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