Jeder Zehnte im Land kämpft mit zu hohen Wohnkosten

VN-Faktenreport: Wer in Vorarlberg am stärksten von Armut betroffen ist.
Schwarzach. Vorarlberg ist ein wohlhabendes Land mit florierender Wirtschaft und vergleichsweise niedriger Arbeitslosigkeit. Dennoch geraten immer mehr Menschen in die Armutsfalle. Zwei aktuelle Berichte der Landesstatistik zu Einkommen und Lebensbedingungen sowie der sozialen Lage zeigen das ganze Ausmaß der Problematik. Zehn Fakten zur Armut im Land.
Viele Betroffene: Bis zu 79.500 Vorarlberger gelten als armutsgefährdet (Schwankungsbreite 4,6 Prozent). Das geht aus jüngst veröffentlichten Zahlen der Statistik Austria hervor. Die Quote für die Armutsgefährdung liegt bei 16,6 Prozent – österreichweit sind es 14,3 Prozent. Noch höher ist die Quote für Armuts- und Ausgrenzungsgefährdung mit 20,2 Prozent (bis zu 93.500 Personen).
Mindestpensionisten: Armutsgefährdung findet man in verschiedensten Gesellschaftsschichten. Auffallend stark betroffen sind die 6200 Bezieher einer Mindestpension. Jeder Zweite ist armutsgefährdet, über 70 Prozent sind von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht.
Bildung entscheidend: Frauen und Kinder sind stärker von Armut betroffen als Männer. Eine deutlich größere Gefährdung gibt es zudem auch bei jenen knapp 83.000 Personen im Land, die ausschließlich einen Pflichtschulabschluss haben. Bis zu 20.000 von ihnen gelten als armutsgefährdet. Zahlen zeigen auch, dass das Armutsrisiko mit besserer Bildung kleiner wird: Bei Lehre oder mittlerer Schule ist es halb so groß wie bei Pflichtschulabschlüssen (12,8 Prozent). Absolventen einer höheren Schule haben eine Gefährdungsquote von lediglich zehn Prozent. Noch kleiner ist die Gefahr bei Akademikern.
Weiterbildung: In Vorarlberg bildet sich fast jeder dritte über 25-Jährige (30 Prozent) schulisch oder beruflich weiter. Gleichzeitig gibt es aber auch zehn Prozent der 16- bis 29-jährigen, die zumindest über einen Zeitraum von sechs Monaten weder in Ausbildung sind noch einen Job ausgeübt haben.
Gesundheit: Viele würden gerne arbeiten, können aber nicht, weil es ihr Gesundheitszustand nicht erlaubt. Laut jüngsten Zahlen haben neun Prozent der Vorarlberger Bevölkerung mehrfache gesundheitliche Beeinträchtigungen.
Niedrige Einkommen: Jeder fünfte Haushalt in Vorarlberg hat ein Einkommen unter der Armutsgefährdungsschwelle. Mit Hilfe von Sozialleistungen wird die Quote auf 16,6 Prozent reduziert. Der Anteil der arbeitenden Bevölkerung mit niedrigem Stundenlohn (unter zwei Drittel des Bruttomedianlohns) liegt bei zwölf Prozent.
Ausländer: Während die Armutsgefährdung bei österreichischen Staatsbürgern mit 12,8 Prozent relativ niedrig ist, sind 40 Prozent der in Vorarlberg lebenden EU-Ausländer (EU-28) von Armut bedroht.
Teures Wohnen: Hohe Wohnkosten setzen viele Haushalte in Vorarlberg finanziell unter Druck. Auch das zeigen die jüngst veröffentlichten Daten. Demnach ist jeder zehnte Vorarlberger von einer Wohnkostenüberbelastung betroffen und muss mehr als 40 Prozent des jährlichen Haushaltseinkommens fürs Wohnen aufbringen. Unterstützung gibt es von Landesseite. Alleine 2015 erhielten 10.301 Haushalte Wohnbeihilfe.
Zahlungsprobleme: Die Quote für wiederholte Zahlungsprobleme liegt in Vorarlberg bei 4,4 Prozent und damit auf gesamtösterreichischem Niveau.
Österreich-Vergleich: Für die Armutsstatistik wurden 650 Indikatoren ausgewertet. Größtenteils liegt Vorarlberg auf Österreich-Niveau. In einigen Bereichen ist die Situation in Vorarlberg besser als in anderen Bundesländern. Dazu zählt etwa die Belastung der Wohnumgebung. Es leiden hierzulande weniger Personen unter Lärm, Umweltverschmutzung oder Kriminalität und es gibt eine niedrigere Überbelag-Quote (Anm.: zu viele Personen auf zu kleinem Wohnraum). Andererseits sind in Vorarlberg Alleinerziehende mit niedriger Erwerbstätigkeit stärker von Armut betroffen.
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