Bürger sind in Gaschurn am Wort

Volksabstimmung über Fernwärmeprojekt wurde stattgegeben; Termin voraussichtlich im Spätsommer.
Gaschurn. (VN-sas) Das Projekt hat es in sich – und spaltet die Montafoner Gemeinde Gaschurn: Wie die VN mehrfach berichteten, soll, wenn es nach Bürgermeister Martin Netzer (VP) geht, so bald als möglich mit der Realisierung des umstrittenen Fernwärmeprojekts begonnen werden. Die Idee dahinter: In Absprache mit den Illwerken kann die Abwärme von Kopswerk I und II sowie des Obervermuntwerks kostenlos genutzt werden; damit sollen Teile der Kommune unabhängig von Öl, Gas und Co. in eine umweltschonende und autonome Energiezukunft starten. Allein die Kosten für die Infrastruktur der ersten Etappe sollen sich auf bis zu neun Millionen Euro belaufen, laut Aussagen von Netzer soll sich das Projekt die nächsten 18 bis 20 Jahre selbst finanzieren. Er bezeichnet das Vorhaben als „Leuchtturmprojekt für die Energieautonomie“. Der Knackpunkt: Obwohl es noch keine aufsichtsbehördliche Bestätigung oder Förderzusage vonseiten des Landes gab, hat sich die ÖVP (zehn Mandate) im Alleingang für das Projekt ausgesprochen. Einwände und Bedenken von der Oppositionsfraktion „Gemeinsam für Gaschurn und Partenen“ (acht Mandate) seien ignoriert worden, kritisierte Fraktionsobmann Kurt Burger. Per se sei man zwar für das Vorhaben, vor der Abstimmung hätten aber die Unklarheiten bezüglich Finanzierung und Förderungen geklärt werden müssen. 31 von 35 Oppositions-Funktionären legten daraufhin ihre Mandate und Ersatzmandate nieder. Auch eine Auflösung der Fraktion stand im Raum.
247 Unterschriften
Nun wendet sich das Blatt erneut: Die Gemeindewahlbehörde gab am Donnerstag dem Ende April von zwei Bewohnern gestellten Antrag auf eine Volksabstimmung über das Vorhaben statt. „Soll die Gemeinde Gaschurn für das Fernwärmeprojekt eine Haftung übernehmen?“, lautet die Frage, die voraussichtlich im Spätsommer an alle wahlberechtigten Bürger gerichtet wird. „Ab dem 2. Juni heißt es für uns, in einem Zeitraum von acht Wochen die Unterschriften einzuholen“, informieren die Antragsteller, die anonym bleiben wollen. Bei den 1234 wahlberechtigten Bürgern von Gaschurn seien für die Volksabstimmung 247 Unterschriften vonnöten. „Wir rechnen damit, dass sich die Mehrheit der Bürger gegen die Haftungsübernahme ausspricht. Schließlich profitiert der Großteil auch nicht vom Projekt.“
Unbeeindruckt
Bürgermeister Martin Netzer zeigt sich unbeeindruckt ob des Vorhabens: „Sobald die Förderzusagen und die aufsichtsbehördliche Bewilligung vorliegen, wird das Projekt umgesetzt.“ Es gebe schließlich einen Beschluss der Gemeindevertretung. „Solche Initiativen soll man nicht erst starten, wenn der Zug schon abgefahren ist.“ Stehen die Förderzusagen bis zur Volksabstimmung aus und das Volk entscheide sich gegen eine Haftung der Gemeinde, müsse man „schauen, wie man damit umgeht“. Er kann den Gedanken der Initiatoren nicht nachvollziehen: „Das Projekt, aber keine Haftung zu wollen, beißt sich in meinen Augen.“
Das Projekt, aber keine Haftung zu wollen, beißt sich doch.
Martin Netzer
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