Dealer ging verdecktem Ermittler auf den Leim

Was der arabisch Sprechende von „Verkaufsgesprächen“ verstand, wird noch geklärt.
Feldkirch. Der 19-jährige Syrer ist seit einem Jahr in Österreich, er hat auch einen Deutschkurs besucht, doch Freunde hat er nach eigenen Angaben noch keine gefunden. Das sei auch der Grund gewesen, warum er sich auf die Botendienste für einen Pakistani eingelassen habe, behauptet er zumindest. Der Syrer sitzt in U-Haft, Vorstrafen weist er keine auf. Im Verhandlungssaal ist er nervös und offensichtlich den Tränen nahe. „Er hat eine posttraumatische Belastungsstörung“, erklärt der Verteidiger des jungen Mannes. In Österreich lebte er von 550 Euro Sozialunterstützung, in seiner Heimat arbeitete er als Friseur. Was die Anklagebehörde ihm beim Prozess am Landesgericht Feldkirch vorwirft, ist nicht ohne, immerhin geht es um große Mengen Kokain und Cannabisharz.
„Mein Mandant hat eine lange Reise hinter sich. Schuld sind die, die Bomben auf seine Heimat werfen, schuld sind die Schlepper, die ihm eine Menge Geld abgeknöpft haben. Sie sind verantwortlich dafür, dass der junge Mann in diese Situation hineingeschlittert ist“, schiebt die Verteidigung anderen den schwarzen Peter zu. Der Beschuldigte gibt zu, dass er dem als Kaufinteressent getarnten Ermittler Anfang März 2015 in Wolfurt drei Gramm Kokain überlassen hat. Später übergab er dem Zivilpolizisten nochmals ein Päckchen mit 90 Gramm Kokain. Dieses Mal war als Treffpunkt und Übergabeort der Bahnhof Götzis ausgemacht. Auf die Frage, ob er gewusst habe, was er denn da übergab, macht der junge Mann widersprüchliche Aussagen.
Weitere Verkäufe
Doch die Anklage geht noch weiter. Sie wirft dem Jungen vor, er habe zugesagt, dem vermeintlichen Kaufinteressenten noch weitere 400 Gramm Kokain und ein Kilo Cannabisharz besorgen zu können. Angeblich war ein Kaufpreis von 55 Euro pro Gramm Kokain und nochmals 3500 Euro für das Harz ausgemacht.
Was diese Vorwürfe betrifft, sagt der Angeklagte, sein Gegenüber habe ihn zwar gefragt und er habe einfach immer ja gesagt, obwohl er das auf Deutsch geführte Gespräch gar nicht richtig verstanden habe. Die Verteidigung argumentiert, dass man hieraus kein ernsthaftes Verkaufsinteresse ableiten habe können. Nun wurde der Prozess vertagt, der verdeckte Ermittler soll aussagen, wie viel der Mann, der ihm als „Daniel aus Griechenland“ vorgestellt wurde, seiner Meinung nach verstand. Außerdem soll das Handy des Angeklagten genauer untersucht werden.
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