Launischer Petrus hält uns in Atem

Sonne, Regen, Sonne, Regen . . . Das Wetter ist derzeit alles andere als ein Langweiler.
Bregenz. „Dass wir im Mai gelegentlich Temperaturen unter zehn Grad haben, ist nicht wirklich etwas Ungewöhnliches“, sagt ZAMG-Wettertechniker Günter Scheibenreif (52). Doch eines hat ihn schon verwundert: „Dass es an einem Tag 29 Grad hat und am nächsten nur noch neun. Das sind schon ungewöhnliche Temperaturstürze.“
Scheibenreif spricht vom Sonntag und vom Montag dieser Woche. Die drückende Schwüle mit Föhnwind trieb in Feldkirch die Quecksilbersäule auf den genannten Rekordwert. Am Montag registrierte Scheibenreif in der Früh noch Temperaturen knapp über der Zehn-Grad-Grenze, danach fielen sie weiter nach unten.
Auf der Österreich-Wetterwarnkarte ist Vorarlberg als einziges Bundesland orange straffiert. Das bedeutet „Gefahr“. Franc Magnes (50) von der Landeswarnzentrale relativiert. „Diese Warnung hat nur die zu erwartende Regenmenge zur Grundlage und berücksichtigt nicht andere Faktoren wie Aufnahmekapazitäten der Böden oder Schneefallgrenzen. Von daher: Die Lage ist nicht gefährlich. Dass es da und dort wieder zu gefluteten Kellern und kleinräumigen Überschwemmungen kommt, ist natürlich nicht auszuschließen.“
Endlich Erdbeeren
Gebremst hat der Regen die Erdbeerernte. Noch konnten die provisorischen Verkaufsstellen an den Straßenrändern im Land nicht befüllt werden. „Aber das ist ab sofort nicht mehr der Fall. Mit den zu erwartenden warmen Temperaturen ab Mittwoch sollen die köstlichen Früchte endlich heranreifen“, weiß Ulrich Höfert (53), Obstbaureferent in der heimischen Landwirtschaftskammer. In Vorarlberg wachsen auf circa 11,5 Hektar 175 Tonnen Erdbeeren heran. Je nach Wetter dauert die Erdbeersaison im Tal zwischen vier und sechs Wochen. Die Erdbeere zählt zu den edelsten Früchten aus heimischem Anbau. Sie hat nur 37 Kilokalorien pro 100 Gramm und ist sehr gesund, gespickt mit wertvollen Vitaminen.
Guter Frost
Vergeblich warten wird man laut Ulrich Höfert heuer auf die meisten Williamsbirnen. „Da kam es nach dem Frost zu keiner Bestäubung und daher auch nicht zu einer Fruchtbildung.“ Die meisten anderen Früchte haben den Frost Anfang Monat relativ glimpflich überstanden. „Da und dort gab es Schäden, aber kein Vergleich zu jenen Ausfällen, die andere Bundesländer, wie zum Beispiel die Steiermark, zu verzeichnen hatten“, berichtet Höfert. Dort verzeichneten die Landwirte riesige Ernteausfälle. Speziell die Weinernte soll dem Frost fast zur Gänze zum Opfer gefallen sein. In Vorarlberg hat der Frost paradoxerweise sogar geholfen, den Feuerbrand einzubremsen. Eine gefährliche Phase zwischen dem siebten und zwölften Mai mit Infektionsbedingungen haben die heimischen Obstkulturen relativ gut überstanden. „Wir mussten zwar feststellen, dass vielerorts Bakterien auftraten, aber nicht in jener großen Zahl, die zur Vernichtung der Früchte geführt hätte. Der leichte Frost war in dieser Situation von Nutzen“, analysiert Höfert die Entwicklung der Obsternte. Noch blühende zumeist junge Kulturen müssen durch Jätmaßnahmen und Blattdüngungen geschützt werden. In Kürze sollte die Gefahr jedoch endgültig gebannt sein.
Bald wird’s sonnig
Freuen dürfen sich ab Mittwoch nicht nur Obst- und Gemüsebauern, die sich trockenes Wetter wünschen. Auch all jene, die den Fronleichnam-Feiertag mit dem darauffolgenden Fenstertag zu einem Kurzurlaub nützen, haben Grund zur Vorfreude. „Ab Mittwoch wird es sonnig und warm“, verspricht Günter Scheibenreif. „Zuerst sind es nur 20 Grad. Aber am Donnerstag geht die Temperatur auf 24 Grad hinauf, am Freitag und Samstag darf man mit 27 Grad rechnen.“ Kleiner Wermutstropfen: Je wärmer es wird, desto mehr steigt auch die Gewitterneigung. Schon am Samstag kann es lokale Gewitter geben.
Gefährlich wird es nicht, auch wenn es vielleicht wieder ein paar Keller überfluten kann.
Franc Magnes
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