Thomas Matt

Kommentar

Thomas Matt

Bunt und billig

Vorarlberg / 24.05.2016 • 19:55 Uhr / 2 Minuten Lesezeit

Wirkt Medienkritik in einem Medium nicht fadenscheinig? Andererseits: Wann immer im größten Wahlkrimi der Zweiten Republik die Reporter in Stellung gingen und Politiker aller Couleurs mit der Frage löcherten, was sie denn bitte jetzt anders machen würden, blieb ein schaler Nachgeschmack. Denn fragen sich das die Medien eigentlich auch?

Nein, hier ist nicht vom Handwerk die Rede. Die Redaktionen haben in den vergangenen Wochen Hochleistungssport betrieben. Die Frage zielt eine Etage höher. Fragen sich die Bosse in solchen Zeiten auch einmal, wie viel sie zur Spaltung einer Gesellschaft beitragen? Ob nicht allmählich zu viel Qualität auf dem Altar von Quote und Auflage geopfert wird? Geben sie den Journalisten die Arbeitsbedingungen, die sie brauchen? Wollen die Seher, Hörer und Leser das überhaupt? Oder überwiegt längst Discount-Mentalität?

Ob digital oder analog, Medien formen die Gesellschaft wie nie zuvor. Aber so, wie wir uns heute alle darüber einig sind, dass die Kinder die Zukunft unseres Landes bedeuten, und gleichzeitig die Bildung ideologischen Grabenkämpfen als Spielwiese überlassen, wissen wir zwar um die Bedeutung der Medien, verlangen aber gleichzeitig nach bunt und billig. Deshalb werden Kandidaten vor laufender Kamera aufeinander gehetzt. Deshalb wird eine Staatssekretärin Muna Duzdar auf den Islam reduziert, den sie gar nicht praktiziert. Das macht Quote. Aber zu welchem Preis?

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