Wege in die Zukunft

Vorarlberg / 27.05.2016 • 18:01 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Wege in die Zukunft

Hochgegangen sind die Emotionen in den letzten Tagen wie schon lange nicht mehr. Der denkbar knappe Wahlausgang hat die Gemüter erregt. Der schockierende Amoklauf in Nenzing macht bewusst, unvorstellbare Gewalt und Hass können sich auch vor unseren Haustüren ereignen.

Die gewohnte sichere Mitte scheint weggebrochen. Nicht wenige haben das Vertrauen in die Politik verloren, haben Angst vor Einbußen in der Zukunft, sehen sich auf der Verliererseite. Schlagzeilen, Medienkommentare und Postings malen Spaltungen an die Wand – zwischen blau und grün, rechts und links, Stadt und Land, Frauen und Männern, Heimat und Europa und der Welt.

Achtung und Respekt

Man kann das Geschehen aber auch durchaus positiv sehen. Der Weg in die Zukunft ist niemandem gleichgültig. Und doch ist klar, Achtung und Respekt voreinander, Demokratie und Toleranz sind jetzt mehr denn je gefordert, von allen Seiten. Nur miteinander kann es gelingen, eine gemeinsame gute Zukunft zu bauen.

Brücken bauen

Ein Modell für einen solchen Brückenbau schlägt uns das Evangelium dieses Sonntags (Lukas 7,1-10) vor. Ausgerechnet einen Hauptmann der ungeliebten Besatzungsmacht der Römer stellt uns Jesus als Vorbild vor Augen. Der geht zwar respektvoll mit den Menschen um, unterstützt sogar großzügig ihre Religion und Kultur. Trotzdem, er bleibt ein Vertreter der Unterdrücker.

Sein geschätzter Diener, wohl auch ein Jude, ist todkrank. Er schickt die jüdischen Ältesten zu Jesus mit der Bitte, zu kommen und seinen Diener zu retten. Dann besinnt er sich jedoch und meint, Jesus brauche nicht selbst zu kommen, müsse sich nicht der Peinlichkeit eines Besuchs beim Vertreter der Eroberer aussetzen, schon ein Wort, ein Befehl genüge, damit der Diener gesund wird. Und so geschieht es dann. „Nicht einmal in Israel habe ich einen solchen Glauben gefunden“, staunt Jesus.

Ein liebevolles Miteinander

Wenn wir an das größere Gemeinsame glauben, an ein liebevolles Miteinander für und mit allen Menschen und wenn wir Brücken der Menschlichkeit, des Respekts und der Nächstenliebe bauen, dann können sich Freiheit und sozialer Friede entfalten. Für jeden und jede gilt es, das Einende über das Trennende zu stellen und Wege des Miteinander zu gehen – in unseren Familien und Gemeinden, im ganzen Land, in Europa und in der einen Welt. Denn die Liebe Gottes kennt keine Schranken.

Bischof Benno Elbs

Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.