Neue Ärzte braucht das Land

Vorarlberg / 29.05.2016 • 20:21 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Vor allem der Mangel an Hausärzten ist absehbar. Speziell hier soll die Medical School entsprechend Abhilfe schaffen.  Foto: shourot
Vor allem der Mangel an Hausärzten ist absehbar. Speziell hier soll die Medical School entsprechend Abhilfe schaffen.  Foto: shourot

Vorarlberg wird sich an einer in Tirol geplanten Medical School beteiligen.

Bregenz. (VN-mm) Tirol will eine neue Form der Medizinerausbildung auf die Beine stellen. Geplant ist die Gründung einer sogenannten Medical School. Neben Südtirol wird sich auch Vorarlberg an dieser speziellen Einrichtung beteiligen. „Wir müssen alle Angebote nutzen, die uns neue Ärzte bringen“, bestätigt Gesundheitslandesrat Christian Bernhard erste Gespräche dazu mit seinem Tiroler Amtskollegen Bernhard Tilg. Beide sind sich darin einig, dass dieses zusätzliche Medizinstudium die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung deutlich verbessern kann.

Hintergrund dieser Maßnahme ist die weiterhin sinkende Zahl von österreichischen Medizinstudenten an den großen heimischen Universitäten sowie eine bereits absehbare Pensionierungswelle innerhalb der Ärzteschaft. Die Etablierung einer Medical School halten die Gesundheitspolitiker für eine angemessene Antwort auf diese Entwicklungen. Wie die Zusammenarbeit zwischen Vorarlberg und Tirol aussehen kann, soll im Herbst konkret festgelegt werden.

Praktisch und patientennah

Auch Vorarlberg hat sich vor einigen Jahren schon Gedanken über die Schaffung einer eigenen Ausbildungsstätte für angehende Mediziner gemacht. Doch die Zuversicht, zumindest eine private MedUni etablieren zu können, wich bald der Ernüchterung. „Der Aufwand wäre einfach zu groß gewesen“, rekapituliert Christian Bernhard. Deshalb schob er so schnell es ging den Fuß in die Tür des Tiroler Modells. Von diesem erhoffen sich Vorarlberg, Tirol und Südtirol, mehr Medizinstudenten ausbilden zu können. Nach Ansicht des Vorarlberger Gesundheitslandesrats müssen an Medizin interessierte junge Leute heutzutage dort abgeholt werden, wo sie stehen. „Wenn die Medical School der richtige Weg ist, hole ich gerne alle ab“, meint er.

Medical Schools bieten ein eigenständiges Medizinstudium, das aber vorwiegend praktisch und patientenzentriert aufgebaut ist, und sie verlangen Studiengebühren. Solche sieht das Tiroler Modell jedoch nicht vor. Stattdessen soll mit Stipendien gearbeitet werden. Basis für die Entwicklung des zusätzlichen Medizinstudiums in Tirol ist die fachliche Expertise der Medizinischen Universität Innsbruck, der Universität Innsbruck, der UMIT (Private Universität für Gesundheitswissenschaften, Medizinische Informatik und Technik) sowie der Spitäler und Lehrkrankenhäuser.

Der Start für diese Ausbildung ist bereits für das Studienjahr 2018/2019 geplant. Sie soll mittel- und langfristig den medizinischen Nachwuchs für die Spitäler und den niedergelassenen Bereich sicherstellen.

Kooperation mit Zukunft

„Die Probleme in Tirol und Vorarlberg ähneln sich. In dünn besiedelten, dezentralen Lagen sind wir etwa mit älteren Menschen konfrontiert, die eine eingeschränkte Mobilität und gleichzeitig einen hohen Versorgungsbedarf haben. Die Versorgung mit Ärzten zählt deshalb zu den wichtigsten Aufgaben. Die zusätzliche Tiroler Ärzteausbildung bietet eine neue Chance, die wohnortnahe medizinische Versorgung auch künftig zu gewährleisten“, zeigt sich Bernhard Tilg überzeugt. Christian Bernhard ergänzt: „Durch die enge Zusammenarbeit mit Tirol wurden wir schon bisher in die Lage versetzt, unseren akademischen Nachwuchs in Westösterreich ausbilden zu lassen. Mit dem Angebot der Medical School in Tirol wird diese Kooperation zukunftsorientiert vertieft.“

Nach Meinung von Bernhard und Tilg ist aber nicht nur die Stärkung der hausärztlichen Versorgung mit größtem Nachdruck zu verfolgen. Auch die Planungen zwischen dem stationären und niedergelassenen Bereich müssten besser abgestimmt werden. Ebenso sind zeitgemäße Rahmenbedingungen für die Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen Ärztinnen und Ärzten untereinander, aber auch zwischen Ärzten und den anderen Gesundheitsberufen gefordert.

Wir müssen alle Angebote nutzen, die neue Ärzte bringen.

Christian Bernhard

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