“So eine Matura gibt man nicht”

Vorarlberg / 30.05.2016 • 19:06 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Zum Haareraufen war es heuer bei der AHS-Zentralmatura in Mathematik. Foto: dpa
Zum Haareraufen war es heuer bei der AHS-Zentralmatura in Mathematik. Foto: dpa

Schullandesrätin Mennel ist verärgert über schriftliche Matheaufgaben an den AHS.

Bregenz. Die gute Nachricht zuerst: Die Ergebnisse der Zentralmatura an den berufsbildenden höheren Schulen Vorarlbergs fallen nach einem ersten Überblick gut aus. Wie die VN in Erfahrung brachten, gab es respektable Ergebnisse in Mathematik und auch ganz ordentliche, wenn auch zum Teil unterschiedliche Resultate in Deutsch und Englisch. Man habe speziell in Mathematik vom Premierenbonus der erstmals zentral ausgegebenen Aufgaben profitiert, meinte ein Schulverantwortlicher. „Wir hatten eine Klasse als negativen Ausreißer unserer insgesamt sieben Maturaklassen. In Mathematik sind die Ergebnisse bei uns sehr erfreulich, in Englisch gut, in Deutsch unterschiedlich“, berichtet Manfred Hämmerle (58), Direktor an der HAK Bregenz.

Maria Strolz (49), Inspektorin für Humanberufliche Schulen des Landes, drückt ebenfalls Zufriedenheit aus. „Die gute Vorbereitung hat sich gelohnt. Wir verzeichnen erfreuliche Ergebnisse. Erleichtert bin ich vor allem darüber, dass es auch in Mathematik gut lief.“

Verärgerung

Die schlechte Nachricht zur Zentralmatura ist hinlänglich bekannt. An den AHS in Vorarlberg gibt es im Fach Mathematik nach derzeitigem Wissenstand ein Drittel Nicht genügend, womöglich sogar mehr. In die Diskussion über Gründe und Ursachen für dieses schlechte Ergebnis hat sich nun auch Schullandesrätin Bernadette Mennel (57) eingeschaltet. „Ich bin sehr verärgert über diese Mathematikaufgaben“, kritisiert Mennel. „Nach mehreren Gesprächen mit Mathematik­lehrern und Direktoren hat sich für mich ein klares Bild ergeben: Die gestellten Fragen waren in sehr schwer zu verstehende Texte mit mehreren Fallen verpackt. Das ist einfach nicht fair. So eine Matura gibt man nicht“, wird die Schullandesrätin sehr direkt.

Schwierige Texte

Die Schüler hätten das Recht, Aufgaben zu erhalten, die sie mit einer entsprechenden Vorbereitung bewältigen können. „Man muss sich einmal die Situation der Schüler vor einer solchen Prüfung vorstellen: Da sind sie ohnehin nervös und werden dann mit derart ungewohnten Aufgaben konfrontiert, auf die sie nicht vorbereitet waren.“

Ins Visier nimmt Mennel auch den Bewertungsraster. Sie versteht nicht, dass man bei einem Nicht genügend in Teil A keine Chance mehr hatte, durch ein entsprechendes Ergebnis in Teil B wenigstens positiv zu bleiben. „Und dann“, fährt Mennel fort, „ist da auch noch die wenig geglückte Anordnung der Aufgaben, alles andere als geglückt für schwächere Schüler.“ Laut Mennel gab es mehrere Schüler, „die in den Schularbeiten zuvor immer Zweier und Dreier schrieben. Und dann fallen sie bei der Matura durch. Da kann etwas nicht stimmen.“

Protest nach Wien

Die Schullandesrätin hat Verständnis für die vielen betroffenen Schüler, aber auch für deren Eltern, die jetzt sehr verunsichert sind. Sie hat im Bildungsministerium bereits gegen die Mathematikaufgabenstellungen protestiert. „Ich hoffe nur, dass sich bei den Kompensationsprüfungen kommende Woche viele der Kandidaten, die schriftlich negativ waren, ihre Mathematura letztlich doch noch retten können und insgesamt positiv bleiben.“

Wie die VN berichteten, fielen die Ergebnisse der schriftlichen Mathematikzentralmatura nicht nur in Vorarlberg dürftig aus, sondern auch in anderen Bundesländern. Noch gibt es seitens des Bildungsministeriums allerdings kein offizielles Gesamtergebnis.

Ich hoffe nur, dass bei der Kompensationsprüfung viele Kandidaten noch positiv werden.

Bernadette Mennel

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