Überlebenskampf für Großvögel im Rheintal

Vorarlberg / 11.01.2017 • 18:23 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Oft sieht man Graureiher regungslos am Straßenrand stehen.
Oft sieht man Graureiher regungslos am Straßenrand stehen.

Der harte Winter macht Reihern und Störchen die Suche nach Nahrung schwer.

Schwarzach. Manch einer hält sie für die originelle Aktion eines Künstlers. Skulpturen, die regungslos am Rand viel befahrener Straßen im Rheintal stehen: graue, schlanke, grazile Vogelkörper. Doch es handelt sich dabei nicht um Kunstwerke von Menschenhand, sondern um echte Schöpfungen der Natur aus Fleisch und Blut: Graureiher und Silberreiher.

Suche nach Mäusen

„Ja, man sieht diese Vögel derzeit vermehrt an den Straßenrändern“, bestätigt Ornithologe Alwin Schönenberger (65), Intimkenner der Vogelwelt im Rheintal. Grund: Die Vögel, die sich normalerweise am Bodenseeufer oder im Bereich von Bächen aufhalten, finden dort keine Nahrung mehr. „Die Bäche, zum Beispiel, sind aufgrund des geringen Niederschlags ausgetrocknet. Daher gibt es dort kaum Nahrung“, erklärt Schönenberger. Auch Fische am Bodensee oder Fischabfälle von Berufsfischern, finden sich derzeit für die Vögel nicht. Die Folge: Sie weichen auf andere Gebiete aus. Und das sind Grünflächen abseits von Gewässern.

Bewegungslos

Auf diesen Flächen suchen die Reiher nach Mäusen. „Das Problem ist derzeit, dass diese Grünflächen verschneit sind. Deshalb ist es sehr schwierig, Mäuse zu finden“, weiß Schönenberger. Wenn überhaupt, so finden die Reiher Mäuse am Straßenrand. „Dort gibt es noch schneefreie Streifen. Deswegen sind die Vögel für Autofahrer auffallend häufig von der Straße aus zu sehen.“ Auch dass sie sich dabei kaum bewegen, hat einen Grund. „Jede unnötige Bewegung kostet die Tiere Energie. Deshalb stehen sie oft völlig regungslos da und bewegen sich nur dann, wenn sie wirklich müssen“, so Schönenberger.

Das Nahrungsangebot ist derzeit so knapp, dass die Vögel nach und nach Richtung Süden und Westen fliegen, obwohl sie gewöhnlich hier überwintern. Am Mittwoch registrierte Schönenberger einen deutlichen Rückgang der Population im Rheintal. Dort halten sich übers Jahr circa 40 Graureiher auf. 40 weitere leben im Walgau.

Störche beim Häusle

Während die verbliebenen Grau- und Silberreiher nach Mäusen stöbern, setzen sich die rund 50 Störche beim Abfallverwerter Häusle an den Tisch. „Sie sind derzeit den ganzen Tag über dort und suchen nach Futter“, erzählt Alwin Schönenberger. Zumeist sind es ältere Vögel, denn die jüngeren sind bereits Richtung Spanien geflogen“, erzählt der Ornithologe.

In Gefahr waren viele Störche bereits im heurigen Frühjahr. Nässe und Kälte sorgten dafür, dass zahlreiche Jung­störche nicht den Sommer erlebten.

Die Vögel wurden vor mehreren Jahren im Rheintal angesiedelt. Wobei das Storchenprogramm nicht unumstritten ist. Jäger und Wildaufseher fürchten eine Überpopulation bei den Störchen und dadurch eine Gefahr für andere Vögel.

Fast die gesamte Storchenpopulation im Rheintal versammelt sich derzeit beim Häusle. Foto: VN/Hartinger
Fast die gesamte Storchenpopulation im Rheintal versammelt sich derzeit beim Häusle. Foto: VN/Hartinger

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