In Vorarlberg wird es besonders eng

Vorarlberg / 16.03.2017 • 18:57 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
In Vorarlberg wird es besonders eng

Höchste Bevölkerungsdichte im Bundesländervergleich.

Schwarzach. (joh) Jeder Vergleich hinkt. Vor allem aber der mit den Einwohnern pro Quadratkilometer Landesfläche. Demnach kommt beispielsweise Oberösterreich auf 122 und damit fast so viele wie Vorarlberg (149). Das ist grundsätzlich ja okay, sagt aber nicht viel aus. Weil Oberösterreich zu einem größeren Teil ziemlich flach und damit nutzbar, Vorarlberg im Unterschied dazu aber so gebirgig ist, dass zwei Drittel meist unbewohnbar über 1000 Metern Seehöhe liegen, wie Raimund Fend, Vorstand der Abteilung Raumplanung und Baurecht des Landes, weiß.

Also ist es für einen aussagekräftigen Vergleich besser, eine andere Datenbasis heranzuziehen. Statistik Austria liefert sie: nämlich die über die Siedlungsfläche. Ergebnis: Beschränkt darauf ist die Zahl der Frauen, Männer und Kinder mit 547 pro Quadratkilometer in Oberösterreich nur halb so groß wie in Vorarlberg, wo es sich um ganze 1129 handelt. Eintausendeinhundertneunundzwanzig: Lässt man Wien weg, das als einzige Stadt eine Sonderrolle spielt, ist das der mit Abstand größte Wert unter den Bundesländern. Daran heran kommen am ehesten noch Tirol und Salzburg (mit 859 und 752), wo die Verhältnisse ähnlich sind.

Zumal sich die Siedlungsfläche nur begrenzt ausweiten lässt, die Einwohnerzahlen aber ganz besonders in Westösterreich steigen, wird das zunehmend eine Herausforderung, wie auch Arthur Kanonier, Raumplanungsprofessor an der TU Wien und gebürtiger Dornbirner, bestätigt: „Vor allem in alpinen Gebieten wird der Raum knapp.“ Konflikte wie jene um Betriebsansiedlungen in Lustenau oder Weiler seien unter diesen Umständen vorprogrammiert.

Raimund Fend hat im Land die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass im wahrsten Sinne des Wortes alles seinen Platz findet: Wohnen genauso wie Verkehr, Unternehmertum, Landwirtschaft und Freizeit. Im Rheintal etwa ist laut einer Prognose für den Zeitraum 2011 bis 2031 ein Bedarf an bis zu 25.000 zusätzlichen Wohnungen angenommen worden; und da war die jüngste Flüchtlingswelle noch nicht berücksichtigt.

Notwendig sind unter
diesen Umständen ein Enger-aneinander-Rücken, was Ex­perten als Wohnraumverdichtung bezeichnen, und überhaupt neue Ansätze. Überlegenswert wäre laut Fend die Einführung befristeter Bauflächenwidmungen. Sie sollten dafür sorgen, dass auch wirklich gebaut wird und damit etwa neue Wohnungen entstehen.

Dieser Punkt findet sich auch in einem Empfehlungskatalog, an dem Arthur Kanonier im Namen der „Österreichischen Raumordnungskonferenz“ (OROK) für Bund, Länder und Gemeinden federführend mitgearbeitet hat. Ein anderer Hebel dazu wäre die Grundsteuer, wie Kanonier meint: Weil sie derzeit vom Wert der Immobilie abhängig ist, ist sie am niedrigsten, wenn gar kein Gebäude vorhanden ist. Was aber verkehrt ist, wenn es darum geht, Wohnraum zu schaffen.