„Ich möchte den ganz großen Plan“

Vorarlberg / 04.04.2017 • 18:36 Uhr / 4 Minuten Lesezeit

Strukturveränderungen im Spitalswesen sind laut LR Bernhard unerlässlich.

Bregenz. (VN-mm) Für eine Gallenblasenoperation soll auch künftig niemand nach Innsbruck müssen. Das bestehende medizinische Angebot zu erhalten ist ein Wunsch von Gesundheitslandesrat Christian Bernhard. Ein anderer: Die Landesspitäler sollen zu einer Mehrstandort-Krankenanstalt, sprich einem Landeskrankenhaus Vorarlberg zusammengeführt werden. Dazu bedarf es allerdings einer gründlichen Strukturbereinigung.

So empfiehlt die Gesundheit Österreich in ihrem Bericht zur regionalen Versorgung in Vorarlberg unter anderem eine standortübergreifende Abteilung für Chirurgie in Feldkirch und Bludenz (die VN berichteten) sowie eine Kooperation der Gynäkologie-Abteilungen in Feldkirch und Bludenz. Bernhard plant aber auch den Zusammenschluss von Orthopädie und Traumatologie in Feldkirch mit der Unfallchirurgie in Bludenz. Und das alles bis längstens 2020. Bis 2025 wird es außerdem mindestens 83 Spitalsbetten weniger geben. Derzeit verfügen die Krankenhäuser über 1907 Betten.

Schwierige Bedingungen

Christian Bernhard möchte „den ganz großen Plan“, wie er im VN-Gespräch betonte. Weniger kommt für ihn nicht infrage. Er spricht von schwierigen Rahmenbedingungen, die Maßnahmen erfordern, und nennt als Beispiele das Ärztearbeitszeitgesetz sowie die neue Ausbildungsverordnung. In einem Landeskrankenhaus Vorarlberg etwa könnten die jungen Ärzte zwanglos rotieren, meint Bernhard. Er kündigt auch gleich an, dass jedes Krankenhaus im Land mit Veränderungen rechnen muss. Doch die will er mit allen Beteiligten diskutiert haben. Ab Mai wird sich deshalb eine Umsetzungsgruppe, der Vertreter aller medizinischen Fachbereiche sowie die Pflegedirektoren angehören, damit befassen. Ebenfalls eingeladen ist die Ärztekammer. „Es wird viel zu reden geben“, vermutet Bernhard. Erste Ergebnisse möchte er noch vor dem Sommer auf dem Tisch haben.

Alle Standorte gesichert

Um die Reduzierung der Bettenkapazität soll sich ein Lenkungsausschuss kümmern, der aus Vertreterinnen und Vertretern des Landes, der Vorarlberger Gebietskrankenkasse und des Gemeindeverbandes besteht. Mit dem Krankenhaus Dornbirn wird es laut Bernhard in allen anstehenden Fragen die bestmögliche Kooperation geben. Alle Spitalsstandorte bezeichnet er als sicher, auch das Personal müsse sich keine Sorgen machen.

Als erstes Bundesland überhaupt verknüpft Vorarlberg die Planung für Gesundheit und Pflege. Soziallandesrätin Katharina Wiesflecker hielt fest, dass laut Erhebung der Bedarf in der stationären Pflege bis zum Jahr 2020 gedeckt ist und erst zwischen 2021 und 2025 ein Ausbaubedarf entsteht. Ein weiterer Schritt zur Verschränkung des Gesundheits- und Pflegebereichs ist auch die gemeinsame Personalprognose für den Pflegebereich, die ab Herbst 2017 vorliegen wird. Zudem hat Wiesflecker eine Aufsichtsratsfunktion in der Krankenhausbetriebsgesellschaft (KHBG) übernommen.

Ziel ist es, Patientenversorgung durch frühzeitige Interventionen vor allem im ambulanten Bereich umfassendere Versorgungserfordernisse mit stationärem Aufnahmebedarf weitgehend zu vermeiden oder zumindest zeitlich zu verzögern und damit vor allem die Gesundheit der Bevölkerung zu stärken.

Patienteninteressen

Internationale Beispiele würden belegen, dass viel weniger Bedarf an stationären Versorgungsformen besteht, wenn die ambulante Versorgung auf Patienteninteressen ausgerichtet ist, zeitlich und inhaltlich bedarfsgerecht gestaltet wird sowie vielfältig und umfassend zur Verfügung steht. Um die Umsetzung ist Christian Bernhard nicht bange: „Wir haben schon viel und gute Vorarbeit geleistet und könnten damit auch beispielgebend für Österreich sein.“

In einem Landeskrankenhaus Vorarlberg könnten junge Ärzte zwanglos in Abteilungen rotieren.

Christian Bernhard

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