Ein halbes Kilo Kokain für “Miss Undercover”

Vorarlberg / 07.04.2017 • 22:33 Uhr / 3 Minuten Lesezeit

Dealer wollen von verdeckter Ermittlerin zum Drogenverkauf verführt worden sein.

Feldkirch. Die beiden Angeklagten werden in Handschellen in den Verhandlungssaal am Landesgericht Feldkirch geführt. Der Hauptbeschuldigte ist geständig, für eine „interessierte Frau“ beinahe ein halbes Kilogramm Kokain besorgt zu haben. Am Anfang des Deals sei ein telefonischer Anruf gestanden, behauptet der Mann, der sich als „Flüchtling aus der Türkei“ bezeichnet, vor Richterin Verena Marschnig.

Pikante Angebote

Es war ein Telefonat mit einer weiblichen Stimme am anderen Ende der Strippe und mit einem pikanten Angebot. „Sie würde ein Table-Dance-Lokal in Vorarlberg betreiben und Frauen verkaufen. Und ich wollte eine Frau“, erinnert er sich. Aber auch die ominöse Frau selbst hatte einen Wunsch. Sie wollte Kokain.

Man traf sich ein erstes Mal in Innsbruck. „Ich gab ihr einige Proben Kokain. Sie ging damit aufs WC, kam dann zurück und sagte, dass es sehr guter Stoff sei und sie ein halbes Kilogramm davon kaufen wolle“, schildert der Hauptangeklagte weiter. Doch nicht nur das: „Ich solle für so ein Geschäft zwei neue Handys anschaffen. Sie würde dann mit zwei Autos kommen. Ein Auto für die Ware und das andere für sich selbst, damit sie ein paar Nächte bei mir bleiben könne.“

Dabei habe er sie noch gewarnt: „Ich sagte ihr, dass solche Geschäfte sehr gefährlich sind, man könnte sie dabei erwischen. Aber sie hat mich verführt und ich besorgte das Kokain über einen Bekannten.“

Das wahre Gesicht

Die nächste Zusammenkunft fand im Keller eines Lokals in Lustenau statt. Das Kokain wurde vom Zweitangeklagten in einem Paket an die „Kundin“ übergeben. Und schon schnappte die Falle zu. Die Frau gab sich als verdeckte Kriminalistin aus, die Handschellen klickten. Soweit der Erstangeklagte. Der zweite Beschuldigte tischte eine andere Version auf. „Ich habe ihr das Paket zwar übergeben, dachte aber, es sei ein Geschenk und hatte keine Ahnung, was drin war.“

Im Übrigen hätte ihm der Hauptangeklagte vorher eine Zigarette gegeben, deren Genuss ihn plötzlich in einen vernebelten Zustand versetzt habe.

Prozess vertagt

Der Prozess wird vertagt. Der Grund dafür ist der Beweisantrag der Verteidiger, unter anderem von Rechtsanwalt Thomas Raneburger, die verdeckte Ermittlerin auszuforschen und als Zeugin zu vernehmen. „Denn sie hat die Angeklagten zum Verkauf des Kokains provoziert und verleitet, das ist nicht rechtmäßig“, wie Raneburger begründet.

Sie hat die Angeklagten zum Verkauf des Kokains provoziert und verleitet, das ist nicht rechtmäßig.

Thomas Raneburger

Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.