„Die Leute verlieren an Oberflächlichkeit“

Die Liebe zum Tanz steht beim Lustenauer Flamenco-Verein Jaleo an erster Stelle.
Lustenau. (VN-hoj) Langsam schwillt das rhythmische Stampfen zu beachtlicher Lautstärke an. Die Konzentration ist den Tänzern ins Gesicht geschrieben. Immer heftiger treten sie auf, bis der Boden vibriert. Dann wird ihr Stampfen wieder leiser, beinahe behutsam, nur um sich in geändertem Rhythmus wieder zu einem Dröhnen zu steigern. Ein paar Sekunden Pause, die Tänzer keuchen erschöpft.
„Beim Flamenco muss man bereit sein, eigene Grenzen zu überschreiten. Es kann sehr anstrengend sein, bis hin zur Schmerzgrenze. Aber neben dem Körper wird auch der Geist immer herausgefordert“, sagt Rachel Robin-Bowman. Die US-Amerikanerin ist hauptberufliche Tanzlehrerin und Obfrau des Flamenco-Vereins Jaleo in Lustenau.
Den rund 50 Mitgliedern bringt Robin-Bowman unter anderem die komplizierten Flamenco-Rhythmen bei, übt mit ihnen Grundbewegungen ein und erarbeitet Choreografien. Insgesamt sei Flamenco eine der vielfältigsten Tanzformen und werde immer wieder neu interpretiert: „Es soll zwar Flamenco bleiben, aber nicht alles muss traditionell sein.“ Gemeinsam werden bei Jaleo verschiedene Tänze geprobt, wobei die Mitglieder nach Können eingeteilt sind. Für Fortgeschrittene gibt es eine spezielle Projektgruppe, aber auch Anfänger können kostenlos zum Schnuppern im Flamenco-Studio vorbeikommen. Eine gute Gelegenheit dazu bietet sich gerade nach den Osterferien, wenn wieder mit neuen Tänzen begonnen wird.
Positive Nebeneffekte
Etwa zweimal im Jahr zeigen die Mitglieder von Jaleo bei Aufführungen, was sie sich erarbeitet haben. Wettkämpfe gebe es nicht, erzählt Robin-Bowman, „die Tänzer machen das vor allem für sich selbst“. Immer wieder beobachtet die 47-Jährige, dass sich das Flamencotanzen auch positiv auf die Persönlichkeit auswirkt. „Die Leute verlieren an Oberflächlichkeit. Sie lernen, auf sich selbst zu schauen. Das geht über das Tanzen hinaus, man verändert sich als Mensch.“

Katharina Bierreth,
51, Mauren
Ich liebe die vielen Choreografien und Rhythmen. Hier tanze ich nicht nur, sondern mache mit meinen Füßen auch Perkussion. So bin ich wie ein zusätzliches Instrument.

Manfred Cornal,
64, Lustenau
Ich bin über eine Freundin dazu gekommen und habe gesehen, wie tief Flamenco geht. Er kommt aus der Seele und tut Körper und Geist gut. Man lebt einfach mehr aus der Mitte.

Ulrike Krühner-Wiesenberger,
49, Diepoldsau
Es ist die Verbindung aus Kopfarbeit und körperlicher Arbeit. Flamenco fordert total, man braucht Kondition und Körperspannung.
Bei Interesse an einer Schnupperstunde melden Sie sich unter +43 699 1815 0302 oder unter jaleo@gmx.at.
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