Für die Biber beginnt Knabbersaison

Population der Nager wird in Vorarlberg weiter zunehmen.
Schwarzach Sie sind pelzig, wendig, fleißig und gute Baumeister. Und wenn die kalte Jahreszeit da ist, werden Teile von Laubbäumen zu ihrem bevorzugten Nahrungsmittel. Seit 2006 sind die Biber wieder in Vorarlberg. Damals nur vereinzelt, aber jetzt sind wieder rund 100 da. „Es sind heuer mehr als im vergangenen Jahr. Und im kommenden Jahr wird sich ihre Zahl weiter erhöhen“, sagt Agnes Steininger (40), in Vorarlberg für das sogenannte Bibermanagement zuständig.
Noch ist Biber frei
Die Nager findet man rund um den Bodensee, am Alten Rhein, vereinzelt im Bregenzerwald und im Walgau. Biber lieben Fluss- und Seeufer, ihre Spuren hinterlassen sie dabei weithin sichtbar. Am Boden liegende durchgenagte Baumstämme legen Zeugnis ab von den Aktivitäten der Nager. Lässt man sie in größerer Zahl ungestört „arbeiten“, verändern sie ganze Uferlandschaften. Das haben sie im Vorjahr zum Beispiel schon entlang des Koblacher Kanals bei Hohenems getan, aber auch beim Mühlebach in Lochau. Bei uns genießt das Wildtier – noch – große Freiheiten. In Liechtenstein ist das anders. Dort wurden einige der knabberwütigen Geschöpfe sogar geschossen – was freilich auch auf heftigen Widerstand stieß.
Biber-Freunde
Bei uns sind Biber geschützt, und Agnes Steininger ist optimistisch, dass die Bevölkerung in den Vorarlberger Biberregionen lernen wird, mit dem Rückkehrer zu leben. „Noch haben wir kaum Beanstandungen“, betont die Leiterin des Biberprojekts, die im Auftrag des Naturschutzvereins Rheindelta die Entwicklung der Biberpopulation und ihre Auswirkungen auf Natur und Siedlungsraum genau beobachtet. Steininger erlebt ein Umfeld, „das dem Biber gegenüber sehr freundlich eingestellt ist. Das bezieht sich auf die Bauhöfe genauso wie auf den Flussbauhof des Landes Vorarlberg. „Wir registrieren jede gemeldete Beobachtung und selbstverständlich auch Beschwerden.“ Solche hat es bei uns aber noch kaum gegeben. Die Expertin glaubt, dass die zur Verfügung stehenden Maßnahmen ausreichen, mögliche Konflikte mit dem Biber zu verhindern. Zu diesen Maßnahmen zählen laut Steininger die Anbringung von Gittern rund schützenswerten Baumstämme. Dazu zählen aber auch das Bestreichen der Baumstämme mit einer von Bibern gemiedenen Bissschutzpaste, die Installierung von Elektrozäunen sowie die Regulierung des Wasserstandes in Gebieten mit aktiven Bibern.
Schatz skeptisch
Den Optimismus für eine friktionsfreie Biber-Zukunft in Vorarlberg teilen Wildbiologe Hubert Schatz (52) und Walter Niederer (46) vom Naturschutzverein Rheindelta nicht ganz. „Leider lehren uns die jüngsten Erfahrungen mit Bibern in anderen Ländern, dass es dort überall so angefangen hat wie bei uns und es irgendwann zu Konflikten gekommen ist“, bringt Schatz seine Skepsis zum Ausdruck. „Man wird sehen, wie groß die Toleranzgrenze bei uns ist. Tatsächlich gibt es bei uns im Gegensatz zu Liechtenstein noch keine Front gegen den Biber.“
Walter Niederer, Geschäftsführer des Naturschutzvereines Rheindelta ist gespannt, „wie sich die Situation bei uns weiter entwickelt. Wir werden die Ausbreitung der Nager ganz genau beobachten müssen. Agnes Steininger kennt sich diesbezüglich bestens aus“, vertraut Niederer der Expertin. Auf ein mögliches Biberproblem habe er im Land bereits vor elf Jahren hingewiesen.
„Es gibt heuer mehr Biber als im Vorjahr. Nächstes Jahr werden es noch mehr sein.“
