Weniger Bürokratie bei Tierschutz

Onlinemeldeformular für Tierschutzmängel steht
nicht mehr zur Verfügung.
Bregenz Die Landespolitik will Vorarlberg zum Tierschutzland Nummer eins formen. Zwar kann dieses an keinen allgemeingültigen Kriterien festgemacht werden, einige Punkte finden im Streben an die Spitze allerdings regelmäßig Erwähnung. ÖVP-Tierschutzsprecher Bernhard Feuerstein erklärte während der Landtagssitzung am 16. November 2016 zum Beispiel: „In sehr vielen Bereichen sind wir jetzt schon Tierschutzland Nummer eins. Zu erwähnen ist dabei vor allem das Onlinemeldeformular, mit dem es möglich ist, anonym tierschutzwidrige Tierhaltungen zu melden.“ Dies sei vorbildlich und in Österreich einzigartig. Zählt das Onlinemeldeformular zu den Wertungskriterien in der Tabelle der Tierschutzländer, wird dem Land wohl ein Punkt abgezogen. Wer auf der Landeshomepage das Formular aufrufen möchte, erhält folgende Meldung: „Das von Ihnen gewählte Webformular ist auf unserem Server nicht oder nicht mehr vorhanden.“
Erfolgreicher Protest
Der frühere Tierschutzombudsmann Pius Fink schrieb in seinem letzten Tätigkeitsbericht: „Das Onlineformular für Tierschutzmängel ist österreichweit einzigartig.“ Im Jahr 2015 gingen 235 Meldungen ein, 2016 waren es 206. Die Onlineplattform war ein direkter Draht zu den Amtstierärzten, die den Fällen nachgehen mussten; für Fink ein klarer Schritt in Richtung Vereinheitlichung, damit Teil einer zeitgemäßen Verwaltung. Weiters schrieb er: „Anlässlich einer Sitzung im Dezember 2015 wurde von zwei Amtstierärzten vehement die ersatzlose Streichung des Onlineformulars gefordert. Offenbar stellen sich diese gegen eine einheitliche, der Zeit entsprechende, transparente und effiziente Meldungsentgegennahme.“ Ihr Protest war zwei Jahre später offensichtlich erfolgreich.
Marco Milohnic widmet sich beruflich und ehrenamtlich dem Tierschutz. Er ist für die Öffentlichkeitsarbeit im Tierschutzheim zuständig und Vizepräsident des Bregenzer Tierschutzvereins. Als solcher wollte er kürzlich einen Verdachtsfall online melden und erhielt besagte Fehlermeldung. „Aus Tierschutzsicht war das Formular eine wirklich gute Sache.“ Ihn stören nun zwei Dinge: Das Land bietet keine Alternative und die Abschaffung ist still und heimlich vonstatten gegangen. Damit nehme man den Vereinen den direkten Draht zur Bezirkshauptmannschaft. Außerdem würden viele Engagierte das Formular empfehlen, auf den Seiten der Tierschutzvereine wird darauf verlinkt, obwohl das Formular nicht mehr existiert.
Der zuständige Landesrat Erich Schwärzler kann auf VN-Nachfrage nicht viel dazu sagen: „Ich muss mich erst genau erkundigen.“ Klar sei, dass die neue Tierschutzombudsfrau mit der zuständigen Abteilung eine Alternative ausarbeiten werde. „Die BH hatte mit vielen falschen Anschuldigungen zu kämpfen. Zukünftig werden keine anonymen Meldungen mehr möglich sein“, fährt Schwärzler fort. FPÖ-Tierschutzsprecherin Nicole Hosp hat deswegen eine parlamentarische Anfrage eingebracht. Sie möchte unter anderem wissen, seit wann die Plattform nicht mehr existiert, wer in diese Entscheidung eingebunden war und wie es weitergeht.
Milohnic ist jedenfalls überzeugt: „Jeder Verein hat solche Fälle und ab und zu mit Blindgängern zu tun. Allerdings kann hinter jeder Meldung auch Tierleid stecken, das sollte es schon wert sein. Insgesamt ist diese Aktion alles andere als wertschätzend gegenüber dem Tierschutz und dem Ehrenamt.“ VN-mip
„Das ist alles andere als wertschätzend gegenüber Tierschutz und Ehrenamt.“
