Komplexes Prozedere statt nur verlochen

Beim flächendeckenden Abfallmanagement im Land sollte nichts unentdeckt bleiben.
bregenz Altstandorte, Altablagerungen, Verdachtsflächen, Altlasten – Kategorisierung und Umgang mit Abfällen sind in Vorarlberg eine komplexe Angelegenheit geworden.
„Früher hat man es sich leicht gemacht. Da hatte jede Gemeinde ein Loch, wo der ganze Abfall unsortiert entsorgt wurde“, umreißt Umweltlandesrat Johannes Rauch das einfach strukturierte Management von Dingen, die man nicht mehr brauchte.
Die Bewustsseinsänderung im Umgang mit dem Abfall setzte Ende der 1970er-Jahre ein. Im Jahr 1974 trat das Vorarlberger Abfallgesetz in Kraft, 1985 begann die Schließung von Gemeindedeponien, erste Erhebungen zu Altablagerungen hatte der heutige Landesgeologe Walter Bauer zu dem Zeitpunkt bereits durchgeführt und darüber seine Dissertation verfasst.
Am Anfang jeden professionellen Umgangs mit Abfall und Müll steht die genaue Erfassung jener Orte, an denen sich genannte Stoffe befinden. Die Kategorisierung von Altstandorten und Altablagerungen erfolgt nach Höhe des Gefahrenpotenzials. Es gibt sogenannte Verdachtsflächen, auf denen der Verdacht einer erheblichen Gefahr für die Gesundheit von Menschen bzw. für die Umwelt besteht. 53 solcher Verdachtsflächen gibt es in Vorarlberg.
Gefahr Altlasten
Als Altlasten werden jene Altstandorte oder Altablagerungen bezeichnet, bei denen eine erhebliche Gefahr nachgewiesen wurde. Gegenwärtig gibt es vier noch zu sanierende Standorte mit Altlasten in Vorarlberg: die Riedgasse Dornbirn (Mineralölkontamination), den Malonsbach in Röthis sowie die Galvanikschlammdeponie Collini in Hohenems und die Fußacher Werft. Zwei weitere Altlasten, die Chemische Fabrik Eberle in Hard und die Bodenalpe Lech, wurden bereits in den Jahren zwischen 1991 und 1996 saniert.
Nach dem Muster „erheben – untersuchen – sanieren“ erfolgt der Umgang mit den alten Deponien. „Wir wissen mittlerweile genau, wo was im Land vergraben ist“, sagt Harald Dreher, Vorstand der Abteilung Abfallwirtschaft im Amt der Landesregierung. Untersucht ist freilich noch lange nicht alles. Voraussichtlich 500 Altstandorte und Altablagerungen müssen im Land noch genau unter die Lupe genommen werden.
„Im Mittelpunkt der Untersuchungen stehen die Auswirkungen auf die Schutzgüter Boden, Wasser und Luft“, erklärt Johannes Schweiger, Experte der Abteilung Abfallwirtschaft im Land. Jeder Grundstücksbesitzer kann sich über die Beschaffenheit seines Bodens beim Land informieren. „Dieser Service wird immer stärker in Anspruch genommen“, betont Schweiger.
Langzeitprojekt
Dass die Präsentation des Untersuchungsstandes bei Altstandorten gerade jetzt erfolgt, habe nichts mit den Vorfällen beim Abfallwirtschafter Häusle zu tun, macht Johannes Rauch deutlich. „Dieses Projekt läuft schon zehn Jahre.“ Stichwort Häusle: Im Zusammenhang mit den illegalen Deponien auf dem Betriebsgelände ist die Staatsanwaltschaft immer noch bezüglich Täterschaft am Ermitteln. Die Sanierung kann indes bald schon in Angriff genommen werden. VN-HK
„Früher hat man es sich leicht gemacht. Man schüttete alles in ein Loch.“

Abfalldaten Vorarlberg
Altstandorte Betriebsstandorte, in denen vor 1989 vermutlich mit umweltgefährdenden Stoffen umgegangen wurde; 2400 Altstandorte im Land
Altablagerungen Altablagerungen von Abfällen, die vor 1989 befugt oder unbefugt durchgeführt wurden; im Land 165 Standorte
Verdachtsfläche Altstandort oder Altablagerung mit Verdacht einer erheblichen Gefahr für die Gesundheit des Menschen bzw. für die Umwelt; im Land 53 Verdachtsflächen
Altlast ein Altstandort oder eine Altablagerung, bei dem/der eine erhebliche Gefahr nachgewiesen wurde; derzeit 6 Altlasten im Land