Veränderungen in der „Kultur des Todes“

Bludenz Das Thema des Erzählcafés „Totengedenken – Erinnerungen an den Umgang mit dem Tod“ war überaus passend für den Allerseelen-Abend im Restaurant Eichamt gewählt. Brigitte Truschnegg moderierte nunmehr zum 24. Mal das Erzählcafé, das vom Geschichtsverein der Region Walgau initiiert wurde.
In der sehr regen Diskussion wurde deutlich, wie sehr sich die Rituale im Umgang mit dem Sterben und dem Tod in den letzten Jahrzehnten verändert haben. Früher wurden Tote noch zu Hause aufgebahrt, die Totenwache war wichtig. „Die Toten durften über Nacht nicht allein gelassen werden“, erinnert sich Inge Naier. Auch den Leichenzug bei der Beerdigung, der früher von der Kirche aus zum Friedhof stattfand, gibt es nicht mehr. „Wobei dies ein schöner Brauch war, man begleitete den Toten zu seiner letzten Ruhestätte“, so Jutta Leib.
War früher der Tod vor allem mit der Kirche und christlichen Ritualen verknüpft, so spiegeln sich mittlerweile die Veränderungen in der Gesellschaft in den neuen Formen der Bestattungsbräuche. Auch das Erinnern an die Toten erfuhr einen Wandel. „Früher gab es die Sterbebilder, die sehr viel mehr aussagten als die Todesanzeigen heute“, erklärt Friedrich Juen, der seit Langem Sterbebilder sammelt und nach den Schicksalen der darauf abgebildeten Menschen forscht.
Im Rahmen dieses Erzählcafés wurden sehr bewegende Momente im Leben der teilnehmenden Gäste besprochen, die einen ganz anderen Zugang zu diesem Thema ermöglichten. „Die Qualität des Erzählcafés liegt im Wert der persönlichen Erinnerungen von Menschen, die nicht auf historischen Quellen beruhen. Die Auswertung muss deshalb sehr bewusst vonstatten gehen“, sagt Brigitte Truschnegg.

