„Wir haben eine gemeinsame Sprache gefunden“
Klare Spielregeln bei Patientenübergabe im Spital bauen Spannungen ab.
Bregenz Schnittstellen sind häufig Schwachstellen und speziell im medizinischen Bereich immer für Konflikte gut. Zeitdruck und daraus resultierend eine kurz angebundene Kommunikation bereiten besonders Sanitätern und Pflegepersonal zuweilen Probleme. Klagen kamen vor allem vonseiten des Rettungsdienstes. Das ließ Andreas Enne, Leiter des Rotkreuz-Bildungscenters, nicht ruhen. Er konfrontierte die Krankenhäuser mit der Idee einer standardisierten Patientenübergabe und fand überall ein offenes Ohr. Nach einer erfolgreichen Pilotphase im Landeskrankenhaus Bregenz kann das Projekt jetzt auf alle Spitäler ausgeweitet werden.
Bruchstückhafte Infos
Elke Kovatsch, Pflegebereichsleiterin im Landeskrankenhaus Rankweil, bringt den Vorteil auf den Punkt: „Wir haben eine gemeinsame Sprache gefunden.“ Im aufreibenden Ambulanzalltag ist diese bisweilen untergegangen. Das führte zu Spannungen, räumten beide Seiten ein. Als Folge kamen Patienteninformationen oft nur bruchstückhaft bei der Pflege bzw. beim behandelnden Arzt an. Nun gibt es klare Vorgaben, für deren Bearbeitung sich jeder der Beteiligten bewusst Zeit nimmt. Nicht nur der medizinische, sondern auch der soziale Status eines Patienten findet darin Berücksichtigung. Weil das Rote Kreuz aber „Lieferant“ für alle Krankenhäuser ist, wie es Geschäftsführer Roland Gozzi ausdrückte, wollte Andreas Enne auch alle im Boot haben.
Etwa 27.000 Patienten werden jährlich wegen eines Unfalls oder internistischer Probleme vom Roten Kreuz ins Spital gebracht. „Einer Umfrage zufolge wünschen sich Sanitäter und Pflegepersonal einen Informationsaustausch, der keine Fragen offen lässt“, berichtete Enne. Aus 350 eingelangten Fragebögen erarbeitete eine Projektgruppe das sogenannte „SMS“-Briefing, bei dem die Standard-Informationen mündlich ausgetauscht werden. SMS steht in diesem Fall für „Situation vor Ort, bereits gesetzte Maßnahmen und die Sozialanamnese“, also: Gibt es eine Bezugsperson, wer ist informiert? Zusätzlich geht ein schriftliches Einsatzprotokoll an die Ambulanzen.
Info-Karten mit den entsprechenden Fragen sollen helfen, das System rasch in die Breite zu bringen. Für die Neuen beim Roten Kreuz gehört die neue Patientenübergabe zur Grundausbildung, in den Krankenhäusern erfolgt die Weiterbildung in Form von Teammeetings. „Wichtig ist es, den Hintergrund für die Maßnahme zu erklären“, sagte Elke Kovatsch und berichtete zufrieden von abflachenden Spannungsfeldern. Ein weiterer positiver Nebeneffekt: Die strukturierte Vorgehensweise spart Zeit. „Unser Einsatz ist schneller abgeschlossen“, bestätigt Mario Gasser von der Rotkreuz-Abteilung Bregenz. Und: „Die gegenseitige Wertschätzung ist gestiegen.“ VN-MM