Wien Dem Bund die Gesetzgebung und die volle Budgethoheit, den Ländern die Verwaltung. Zusammengefasst sind das die Vorschläge von „Respekt.net“ für eine Föderalismusreform. Der Plattform gehören unter anderem Ex-Politiker wie Josef Pröll (ÖVP), Brigitte Ederer (SPÖ) und Terezija Stoisits (Grüne) an. Angesichts ihres Vorstoßes ist ihnen der Protest der Länder sicher. Die Landeshauptleute pochen in erster Reaktion auf eine starke Regionalpolitik, mehr Freiheiten und ein Ende der Doppelgleisigkeiten. Auch Bundesratspräsident Edgar Mayer (ÖVP) reagiert die Respekt.net-Ideen fassungslos: „Das ist ein Zentralisierungsschub, wie man ihn schlimmer noch nicht gesehen hat.“ Ohne Gesetzgebung der Bundesländer könne man diese gleich abschaffen. „Kein Land hätte dann mehr etwa die Möglichkeit, bei Katastrophen direkt einzugreifen“, warnt Mayer. Der Vorarlberger erinnert an die Vorschläge des Bundesrats, die eine tatsächliche Föderalismusreform bringen würden; von der Steuerautonomie für die Länder hin zur Aufwertung des Bundesrats nach deutschem Vorbild. „Die jeweils größere staatliche Einheit soll nur dann, wenn die kleinere dazu nicht in der Lage ist, aktiv werden“, hält Mayer fest. Einen Zentralstaat lehnt er ab: „Wohin das führt, sehen wir ja bereits in vielen europäischen Regionen. Wer Zentralismus sät, wird Separatismus ernten.“ Dieser äußere sich auch in einer geistigen Loslösung vom Nationalstaat.