Ein Fabrikant mit sozialem Engagement

Anton Rosenthal führte seine Textilfabrik zu großem Erfolg.
Hohenems Anton Rosenthal wurde am 13. Februar 1840 als Sohn der Hohenemser Fabrikantenfamilie Rosenthal geboren. Sein Vater Philipp und dessen Bruder Josef hatten gemeinsam die Textilfabrik „Gebrüder Rosenthal“ im Hohenemser Schwefel, im ehemaligen gräflichen Badehaus gegründet. Nach 1860 führte Anton Rosenthal das Unternehmen zu seinen größten Erfolgen und richtete weitere Produktionsstandorte in Rankweil und Liechtenstein, später auch in Böhmisch-Leipa ein.
Aufschlussreich
In der Zeitschrift „Der Israelit“ vom 18. Juli 1897 erschien ein informativer Artikel: „Hohenems. (Jüdische Fabrikherren). Die weit über die Grenzen unseres Vaterlandes hinaus, und besonders in Wien bekannten und berühmten Großindustriellen und Fabrikanten Gebrüder Rosenthal beschäftigen in ihren großartigen Fabriken Hunderte von christlichen Arbeitern, von denen eine stattliche Anzahl nahezu sechzig Jahre in dieser Firma arbeiten und fast kindliche Liebe für ihre jüdischen Arbeitgeber hegen. In glänzender Weise kam dies zum Ausdruck, als in Rankweil, wo die Firma ein bedeutendes Werk etabliert hat, ein Arbeiter namens Philipp Knecht auf Antrag seiner Chefs, aus Anlass seines 50-jährigen Arbeitsjubiläums in dieser Fabrik von Seiner Majestät mit dem silbernen Verdienstkreuz ausgezeichnet wurde. Der Bezirkshauptmann Herr Schaffgotsch überreichte demselben mit einer schönen Ansprache diese Auszeichnung, worauf der Jubilar unter Tränen dankte und nur sein hohes Alter bedauerte, das ihn kaum erwarten lasse, eine noch ebenso lange Zeit im Dienste seiner jüdischen Herren zu arbeiten. Ein Wunsch, den all seine Genossen aufrichtig teilen. Hieran schloss sich ein herrliches Fest, das die derzeitigen Chefs der Firma, die Herren Anton und Ivan Rosenthal, den Arbeitern veranstalteten und an dem sie sowohl selbst wie auch die kirchlichen und staatlichen Würdenträger der Umgegend teilnahmen. Ein bedeutendes Geschenk ward dem Jubilar auch seitens der Firma zuteil.“
Aktiver Bürgermeister
In der schwierigen Zeit der Verschmelzung der politischen Juden- und Christengemeinde in Hohenems, die von wachsenden judenfeindlichen Stimmungen begleitet war, führte er die politische Judengemeinde von 1870 bis 1878 als Bürgermeister. Die Gleichstellung und Integration mussten die Hohenemser Juden in dieser Zeit in einem mühsamen Rechtsstreit bis zum Höchstgericht in Wien gegen den Widerstand der Christengemeinde erkämpfen. In den Jahren 1878 bis 1885 amtierte Anton Rosenthal als Kultusvorsteher der Israelitischen Gemeinde.
Sein Engagement galt insbesondere den sozialen und kulturellen Verhältnissen in der Gemeinde – in seine Zeit im Gemeinderat fiel auch die Einrichtung des Armenhauses im ehemaligen Burgauerschen Haus. Er förderte auch die Bildung der Arbeiter durch die Einrichtung einer Leihbibliothek.
1864 heiratete Anton Rosenthal Charlotte Rosenthal und ließ in der Israelitengasse nach Plänen des Schweizer Architekten Wilhelm Kubly eine Villa errichten, die heute das Jüdische Museum Hohenems beherbergt. Sie hatten zwei Kinder: Clara heiratete 1891 den belgischen Kaufmann Josef Heyman und zog nach Antwerpen. Rudolf heiratete in New York Rena Kahn, die ebenfalls aus einer Hohenemser Familie stammte. Anton Rosenthal starb am 9. September 1912 in St. Gallen.