Fast jeder vierte Schüler fühlt sich überfordert

Umfrage der Bundesschulvertretung über alles, was die Schüler an ihren Schulen bewegt.
Wien, Bregenz 14.352 Schüler sind es bundesweit, 1345 davon aus Vorarlberg: Sie wurden zu einer Vielzahl die Schule betreffenden Themen befragt. Fazit: Im Bundesländervergleich ergeben sich kaum Unterschiede zwischen Vorarlberg und den anderen Bundesländern. Im Wesentlichen fallen die Bewertungen von Schule und Unterricht überall gleich aus. Die Schüler halten in ganz Österreich unter anderem überzeugendes Auftreten, Selbstständigkeit, Kenntnisse über digitale Medien, Zeitmanagement und Organisation sowie Teamfähigkeit für wichtig. Und: Sie vertreten die Meinung, all diese Kompetenzen nicht ausreichend in der Schule vermittelt zu bekommen. Wobei die Zufriedenheit mit Lehrern und Unterricht je nach Kompetenzbereich variiert.
Plädoyer für Autonomie
Wenig erfreulich: In Vorarlberg fühlen sich 22,3 Prozent der befragten Teilnehmer im Unterricht überfordert, 13,1 Prozent unterfordert. Für den Rest passt der Unterricht. Am meisten überfordert fühlen sich die Schüler an den berufsbildenden höheren Schulen. Was der Vorarlberger Schulsprecher für die BHMS, Daniel Bayer, aus diesen Zahlen schließt: „Dass die Methoden des Unterrichts verbessert und die Talente mehr gefördert gehören. Man kann eben nicht mit den Methoden von gestern die Herausforderungen von heute meistern.“
Nach Meinung von Bayer, der sich auch der Bundes-Schülerunionssprecher Sebastian Ratz anschließt, müsse bei der Methodenauswahl größtmögliche Autonomie gewährleistet sein. „Jede Schule soll entscheiden dürfen, welche Unterrichtsformen sie für sich als die Zweckmäßigsten erachtet. Man kann nicht ein System über alle drüberstülpen.“
Nicht gerade überragend fällt das Urteil der befragten Schüler über ihre Pädagogen aus. Nur 18,4 Prozent gaben an, dass ihre Lehrer absolut optimal didaktisch und pädagogisch ausgebildet sind. Knapp 60 Prozent denken, dass sie das „eher“ sind. Ein Fünftel der Schüler ist hingegen der Auffassung, dass ihre Pädagogen den ihnen zugedachten Aufgaben kaum gewachsen sind.
Auf die Frage nach der beliebtesten Unterrichtsform gaben 30 Prozent der Schüler „Projekte und Projektarbeiten“ an, 30 Prozent fühlen sich beim „Offenen Arbeiten“ am wohlsten, nur vereinzelt wird noch der Frontalunterricht bevorzugt.
Das Sprachproblem
Für knapp 85 Prozent der Befragten ist Deutsch die Erstsprache. Aussagekräftig sind die Antworten auf die Frage: „Hast du das Gefühl, dass Schüler mit sprachlichen Barrieren gut in unser Bildungssystem integriert sind?“ Darauf gaben 50 Prozent an, sie sähen noch Handlungsbedarf. Knapp 54 Prozent der Befragten fordern Sprachintensivkurse vor und während des Regelunterrichts für jene, die dem Regelunterricht nicht folgen können. 30 Prozent sehen Supportpersonal als die sinnvollste Maßnahme bei Sprachproblemen.
Für Bayer ergibt sich daraus der Schluss: „Es geht nicht, dass in jenen Fächern, in denen der Sprache elementare Bedeutung zukommt, Schüler in der Klasse sind, die dem Unterricht nicht folgen können. Diese müssen ein Niveau erreichen, dass sie das können.“ Von der Klassengemeinschaft isoliert sehen möchte der Schülervertreter die sprachlich überforderten Kommilitonen dennoch nicht. „Es gibt Fächer, wie zum Beispiel Musik oder Werkerziehung, in denen die Sprache nicht eine zentrale Rolle spielt. Dort sollen diese Schüler auf alle Fälle integriert werden und mit der Klasse zusammenkommen können.
Laut Auskunft der Bundesschülervertretung ist vorliegende Umfrage die größte jemals in Österreich durchgeführte.
Auszüge zur Schülerumfrage Vorarlberg
64 Prozent der Befragten halten Überzeugendes Auftreten für sehr wichtig, nur 15 Prozent glauben, das in der Schule umfassend vermittelt zu bekommen.
43 Prozent der Schüler halten Kenntnisse zu digitalen Medien für sehr wichtig, 47 Prozent für wichtig, nur 25 Prozent glauben, dass diese Kenntnisse vollumfassend in der Schule vermittelt werden.
22,3 Prozent der befragten Schüler sehen sich überfordert, 13,1 Prozent unterfordert.
84,2 Prozent der Befragten geben Deutsch als ihre Erstsprache an
50 Prozent der Schüler haben das Gefühl, dass Schüler mit sprachlichen Barrieren im Unterricht gut integriert sind
54 Prozent sprechen sich für Sprachintensivkurse vor und während des Regelunterrichts aus
30 Prozent der Schüler fordern mehr Suppportpersonal