Mordprozess in Feldkirch gestartet

Erster Verhandlungstag rund um den Tod der schwangeren Frastanzerin war lang und anstrengend.
feldkirch Pünktlich um neun Uhr begann gestern der Prozess rund um den brutalen Tod von Stefanie N. „Es war eines der grausamsten Verbrechen der letzten Jahrzehnte“, eröffnet Staatsanwalt Philipp Höfle die Verhandlung. Die 28-jährige, im achten Monat schwangere Frau wurde Anfang November 2015 in ihrer Wohnung in Frastanz erwürgt. Danach wurde ihr Leichnam angezündet. Die Feuerwehr konnte mit 22 Mann den Brand unter Kontrolle bringen, die Leiche überraschte die Einsatzkräfte. Der 28-jährige Dominikaner sei rasch ins Visier der Fahnder geraten, so Höfle. „Rascher als er vermutet hatte, denn er hatte noch nicht alle Spuren beseitigt“, sagt der öffentliche Ankläger.
Appell an Geschworene
Auch dem Staatsanwalt ist klar, dass es bei diesem Prozess um Indizien geht, echte Beweise gibt es kaum. Dennoch ergibt sich aus der Summe der Indizien ein Bild, das es für die Anklagebehörde klar macht. „Behalten Sie das Wesentliche im Auge, denn die Verteidigung wird naturgemäß versuchen, Ihren Blick zu trüben, um einen Freispruch zu erwirken. Der Angeklagte hat angesichts der Massivität der Vorwürfe nichts zu verlieren“, so Höfle.
Die Verteidiger – gestern Thomas Raneburger und Martin Mennel als Team – halten gegen. „Es ist eine ungeheure Unterstellung, dass die Verteidigung etwas verschleiern will“, so Mennel. Die Staatsanwaltschaft habe stets mit dem Ziel, der Angeklagte müsse es gewesen sein, ermittelt und dem Objektivitätsgebot in keiner Weise Rechnung getragen. Bezüglich des Motivs, der Angeklagte habe sich durch die schwangere Exfreundin sein Leben nicht zerstören lassen wollen, nimmt Thomas Raneburger Stellung. „Wegen einer ungewollten Schwangerschaft bringt doch niemand einen Menschen um.“ Auch der Angeklagte selbst beteuert, dass dieser Umstand nie ein großes Problem gewesen sei.
Der 28-Jährige schildert die relevanten Tage harmlos und alltäglich. Von Yogakurs und Kartoffelauflauf, von gemütlichem Abend mit Playstation und gutem Schlaf. Am nächsten Morgen, als Stefanie bereits tot war, sei er aufgestanden, habe Kaffee gekocht und sein Auto geputzt, als er von der Polizei verhaftet wurde. Die Beziehung zu Stefanie N. schildert er als „locker sexuell“, immer wieder wechselte der Mann seine Beziehungen. Dass Stefanie schwanger war, obwohl sie versicherte, zu verhüten, sei ein Schock gewesen, ein Riesenproblem jedoch nicht. Viele Dinge könne er sich nicht erklären, so der Beschuldigte. Als Zeugen kamen seine Schwestern zu Wort. Sie beschreiben ihren Bruder als kinderlieb, sagen, er habe sich auf das Kind angeblich gefreut. Als Letzter musste jener Mann in den Zeugenstand, den der Angeklagte als „wahren Mörder“ verdächtigte. Am vierten Dezember geht die Verhandlung weiter, dann sind weitere Zeugeneinvernahmen und der Abschluss des Verfahrens geplant.