Imagepolitur für die Langzeitpflege

Jährlicher Mehrbedarf an Personal liegt bei rund 40 Personen.
Bregenz „Das ist machbar“, kommentierte Gesundheitslandesrat Christian Bernhard relativ gelassen das Ergebnis einer Studie zum Personalbedarf im Pflegebereich. Dieser zufolge braucht es jährlich etwa 40 Personen zusätzlich, um keine Lücken aufkommen zu lassen. Allerdings sind die Anforderungen recht unterschiedlich. Während es in den Krankenhäusern bis 2028 genügend Mitarbeiter gibt, fehlen sie in der Langzeit- und Hauskrankenpflege schon jetzt. Um die Attraktivität auch dieser Arbeitsplätze zu erhöhen, setzt Soziallandesrätin Katharina Wiesflecker auf eine Imagepolitur. Ende des Monats startet eine Kampagne, die unter dem Motto „Pflege berührt“ steht. Sie soll die mit dem Pflegeberuf verbundenen positiven Aspekte besonders hervorheben.
Die Pflege ist weiblich
Die „Pflegepersonalbedarfsprognose Vorarlberg“, so der sperrige Titel, wurde bei der „Gesundheit Österreich“ in Auftrag gegeben. Studienautorin Elisabeth Rappold konnte ihre Analyse auf einer, wie sie sagt, hervorragenden Datenbasis aufbauen. Spitäler, Pflegeheime und die Krankenpflegevereine haben sich demnach fast vollständig an der Erhebung beteiligt. Laut dieser arbeiten derzeit rund 4700 Personen in Pflegeberufen, davon 3020 in Vollzeit. Die größten Dienstgeber sind die Krankenhäuser, wo 53 Prozent der Pflegepersonen beschäftigt sind. Gut ein Drittel arbeitet in der Langzeitpflege. Der Frauenanteil liegt bei insgesamt 82 Prozent. Ein weiteres Faktum: Rund die Hälfte der Mitarbeitenden ist teilzeitbeschäftigt. Der Höhepunkt der Pensionierungswelle wird für 2023 vorausgesagt.
Derzeit können, von der Langzeitpflege abgesehen, noch alle Einrichtungen ihre Stellen besetzen. Ohne gegensteuernde Maßnahmen würde sich bis 2028 jedoch ein Loch von 400 Personen auftun. Großen Bedarf gibt es künftig an Pflegefachassistenten, einem neuen Berufsbild, das zwischen Diplom und Pflegeassistenz angesiedelt ist. Die Langzeitpflege wiederum benötigt mehr Personal des gehobenen Dienstes. Dies könnte nach den Vorstellungen von Katharina Wiesflecker durch den stärkeren Einsatz von Pflegefachassistenten in den Spitälern frei werden. Sie will aber auch die Arbeitsbedingungen in der Langzeitpflege verbessern, etwa mit familienfreundlichen Arbeitszeitmodellen oder besseren Kinderbetreuungsmöglichkeiten. „So schaffen wir vielleicht Anreize, dass mehr Frauen von Teilzeit auf Vollzeit aufstocken“, hofft Wiesflecker. Ebenfalls fortgeführt wird die in Zusammenarbeit mit dem Arbeitsmarktservice initiierte connexia-Implacement-Stiftung. Sie unterstützt Wiedereinsteigerinnen, die eine Ausbildung in einem Sozialbetreuungs- oder Pflegeberuf machen möchten. Derzeit sind dort 360 Personen in Ausbildung.
Auch Pflegelehre ein Thema
Die Zahl der Ausbildungsplätze an den Gesundheits- und Krankenpflegeschulen müsste ab 2018 um jeweils einen Platz pro Jahr erhöht werden. „Das ist mit den bestehenden Klassen zu bewältigen“, gibt sich Christian Bernhard überzeugt. Im Herbst 2018 startet an der FH Vorarlberg die erste Diplomausbildung. Ab 2024 wird Diplompersonal nur noch dort ausgebildet. Damit würden an den Krankenpflegeschulen Kapazitäten für die Pflegefachassistenz frei. Beim Bund will sich Bernhard zudem noch einmal für die Einführung einer Pflegelehre stark machen. „Wir müssen alle Möglichkeiten nutzen.“
Feinabstimmungen sollen mittels systematischem Monitoring erfolgen. Dieses übernimmt eine Arbeitsgruppe der Sanitätsabteilung. Elisabeth Rappold verwies auch auf die Notwendigkeit einer guten Zusammensetzung der Teams und darauf, kein Konkurrenzverhältnis zwischen Krankenhäusern und Langzeitpflege aufkommen zu lassen. Besonders wichtig sei es, die Karrieremöglichkeiten in der Langzeitpflege schon während der Ausbildung aufzuzeigen. Katharina Wiesflecker möchte junge Menschen vor allem über attraktive Praktikumsplätze an die Langzeitpflege heranführen. VN-MM