Noch weiter Weg bis zur Energieautonomie
Gross: „Derzeitige Anstrengungen reichen nicht.“
Dornbirn Die Ziele sind ambitioniert. Aber schon jetzt steht fest, dass die beschlossenen Klimaschutz-Maßnahmen nicht reichen werden, um die Erderwärmung auf unter zwei Grad, möglichst sogar unter 1,5 Grad zu begrenzen. Auf der UN-Klimakonferenz in Bonn in der Vorwoche wurden deshalb ergänzende Verhandlungen – der Talanoa-Dialog – gestartet. Industrieländer sollen ihre Anstrengungen beim Klimaschutz deutlich verstärken. „Vorarlberg könnte da als Vorbild dienen“, sagt Renate Christ, die bis 2014 bei den Vereinten Nationen höchste Klimaschützerin auf Verwaltungsebene war und in Bonn die Konferenz verfolgte. Gestern sprach sie im Vorarlberger Energieinstitut gemeinsam mit heimischen Experten darüber, welche Auswirkungen die Ergebnisse der Klimakonferenz auf die Energieautonomie des Landes haben.
Was sich Vorarlberg bereits vor acht Jahren mit dem vollständigen Ausstieg aus Treibhausgasemissionen bis 2050 in einem einstimmigen Landtagsbeschluss zum Ziel gesetzt hat, habe das kleine Land auch international zu einem Vorbild gemacht, sagt Adi Gross, der als einstiger Projektleiter maßgeblich daran beteiligt war. Ein großartiger Beschluss sei das damals gewesen, allerdings mit einer durchwachsenen Bilanz. „Es gibt Bereiche. wie den Wohnbau, wo wir gut unterwegs sind. Aber auch andere, wie den Verkehr, wo wir komplett daneben liegen“, so der jetzige Klubobmann der Grünen. „Was wir jetzt weniger machen, müssen wir später mehr tun.“ Und das könnte dann zu viel werden. Für Gross ist jedenfalls klar, dass es mit den jetzigen Anstrengungen nicht gehen wird.
Tempoverschärfung
„Wir sind derzeit auf dem Zielpfad“, sagt der Energieautonomie-Programmleiter des Landes, Christian Vögel. Aber auch er spricht davon, dass ab 2020 die Kurve beim Absenkpfad des Emissionsausstoßes steiler wird. Das Tempo müsse deutlich verschärft werden.
Eine der großen Aufgaben, da sind sich die Experten einig, liegt im Verkehr. Es reiche nicht, ein paar Elektrofahrzeuge auf die Straße zu bringen. „Wir brauchen eine Mobilitätswende“, sagt Gross, der auch die Industrie ins Visier nimmt. Als das Paket für den Weg zur Energieautonomie geschnürt wurde, habe es Zugeständnisse gegeben. Langfristig müsse man wohl auch hier nachschärfen.
Landwirtschaft im Fokus
Auf der UN-Klimakonferenz in Bonn wurde erstmals ein Arbeitsprogramm zu Landwirtschaft und Klimawandel auf die politische Agenda genommen. Hier, so glaubt Landesrat Johannes Rauch, müsste auch Vorarlberg ansetzen. „Wenn wir nicht bei den Letzten sein wollen, müssen wir die Transformation der Landwirtschaft angehen“, so das Regierungsmitglied gestern in Dornbirn. Die intensive Landwirtschaft sei nicht zukunftsfähig. Mit rund 17 Millionen Euro an Fördergeldern hätte man ein Instrumentarium, um gestalten zu können, so Rauch. VN-MIG