Studie zu Body Shaming und Social Media

Medienkompetenz war Thema bei der offenen Jugendarbeit Dornbirn.
Dornbirn Das liest sich harmlos: Zwei Mädchen, die Zwillinge Lisa und Lena, bekamen am 15. November einen Preis. Sie wurden in Berlin als „Influencer des Jahres“ ausgezeichnet. Sie beeinflussen also ihr Publikum. Weltweit haben sie rund zwölf Millionen Fans, die ihnen im Internet folgen. Viele Menschen schauen ihre Videos an und kommentieren ihre Fotos. So weit, so gut. Die beiden scheinen mit dem, was sie tun, Erfolg zu haben. Anders geht es, einer Studie des Instituts für Jugendkulturforschung Wien zufolge, vielen Mädchen und jungen Frauen in unserem Land. Sie haben zuweilen weniger Glück, gemessen daran, wie erfolgreich sie sich in den sozialen Medien zu präsentieren vermögen.
Zu Gast bei der OJAD
Sehen und gesehen werden – altbekannt, aber ganz neu inszeniert. Heute geht das sozusagen im Instantverfahren, per Instagram eben. „Fang den Augenblick ein und teile ihn mit anderen auf der ganzen Welt.“ Für 68 Prozent der Jugendlichen spielt sich das Sehen und Gesehenwerden in den sozialen Medien ab, weiß die Referentin Beate Großegger. Sie sprach kürzlich auf Einladung der offenen Jugendarbeit Dornbirn zum Thema Body Shaming und Cybermobbing. Die Studie von Beate Großegger und jugendkultur.at untersucht, wie 15- bis 19-jährige Mädchen sich informieren und unterhalten, und wie sie miteinander umgehen. Sie befasst sich auch damit, welchen Einfluss WhatsApp, Facebook, Instagram und Snapchat auf das Selbstbewusstsein von Jugendlichen haben können.
Längst ist klar, dass digitale Technologien unsere Epoche prägen. Das sieht auch Martina Nachbaur so. Sie nahm das Thema „Medienkompetenz in der Jugendarbeit“ zum Anlass, für das Team der Offenen Jugendarbeit Dornbirn (OJAD), unter der Leitung von Martin Hagen, diese Veranstaltung zu organisieren. Dem Vortrag von Beate Großegger folgte ein Workshop zur Konkretisierung von künftigen Maßnahmen. Dabei sparte die Expertin für junge Lebenswelten, wie sie auch genannt wird, nicht mit Lob. Großegger bezeichnete die Arbeit und die Vernetzung der OJAD innerhalb des Landes als vorbildhaft.
Schön aussehen und cool sein
Was ist mit Body Shaming gemeint? Eine zentrale Rolle für Mädchen spielen der Körper und das Aussehen. Jugendliche orientieren sich an gängigen Schönheitsidealen. Models und Schauspielerinnen dienen als Vorbilder auf „Insta“. Das PIDH-Prinzip (pics or it didn‘t happen) bringt zum Ausdruck, dass Botschaften nur über Bilder im Netz transportiert werden. Es kommt zum digitalen Stress, und es folgt das gegenseitige Cybermobbing, Body Shaming und Hass im Netz. Gleichaltrige gehen eben nicht zimperlich um mit negativen Kommentaren und Kritik, wenn die Größe oder das Aussehen nicht den vermeintlichen Idealen entsprechen.
Rasante Veränderung
Werden wirklich nur noch schlanke und trainierte Körper als „normal“ empfunden? Was können wir tun, damit sich Mädchen wohlfühlen und zu selbstbewussten Frauen heranwachsen? Diese Fragen stellen sich auch für Teresa Brückner, 25, in ihrem Job als Dipl. Jugendarbeiterin. „Zu meiner Zeit als Besucherin des Jugendzentrums war noch keine Rede von der Generation FOMO (Fear of missing out, deutsch: Angst, etwas zu verpassen), beschreibt sie die rasante Veränderung innerhalb weniger Jahre. „Das Wohlbefinden misst sich an positiv erlebten Beziehungen innerhalb der Familie und Freunden“, weiß Brückner. Leistungserwartungen an Heranwachsende sollen nicht den Druck erhöhen.
Als Herausforderung sieht sie, Freiräume zu schaffen, damit die Mädchen mit Selbstkonzepten experimentieren können. In der OJAD gibt es dafür die Möglichkeit. Weitere Informationen unter: ojad.at, jugendkultur.at. erh
