Berufswunsch auf Schiene gebracht

ÖBB suchen dringend Zugbegleiter. Roland Hebenstreit nutzte die Chance.
Nüziders Jahrelang waren die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) als Arbeitgeber praktisch von der Bildfläche verschwunden. Das rächt sich nun. So werden derzeit händeringend Interessenten für die Ausbildung zum Zugbegleiter gesucht. Doch der Andrang ist enden wollend. Die im vergangenen Jahr durchgeführten zwei Kurse füllten sich mehr schlecht als recht. 2018 gibt es Platz für elf Kandidaten. ÖBB-Regionalmanager Gerhard Mayer kennt das Problem: „Die Öffentlichkeit hat kein Bild mehr vom Arbeitgeber Bahn.“ Jetzt heißt es, sich auf diesem Sektor neu zu positionieren. Roland Hebenstreit aus Nüziders hat geduldig auf seine Chance gewartet. Seit August darf er sich Zugbegleiter nennen und demnächst sogar Zugführer. Damit hat der 35-Jährige seinen langgehegten Berufswunsch endlich und buchstäblich auf Schiene gebracht.
Geringer Frauenanteil
In Vorarlberg arbeiten derzeit 32 Mitarbeiter im Zugbegleitdienst der ÖBB. Nur fünf davon sind Frauen. „Da bestünde auch Nachholbedarf“, merkt Gerhard Mayer an. Österreichweit verfügt die Bahn über rund 1215 Zugbegleiter. Der Frauenanteil liegt bei knapp 200. Keine Unterschiede gibt es beim Gehalt. „Frauen und Männer verdienen gleich viel“, betont Mayer. „Und das nicht schlecht“, ergänzt Roland Hebenstreit. Er wollte immer schon zur Bahn. Weil aber lange Zeit kein Personal aufgenommen wurde, musste er sich mit der Modelleisenbahn zu Hause begnügen. Seine Brötchen verdiente er derweilen als Paketzusteller. „Ein harter Job“, sagt Hebenstreit. Als er die Stellenausschreibung für Zugbegleiter las, bewarb er sich für den zwei Monate dauernden Kurs und absolvierte ihn schließlich erfolgreich.
Hohe Anforderungen
Was im ersten Moment nach Schnellsiedeausbildung klingt, ist harte Arbeit. „In Salzburg ist ein Drittel der Kursteilnehmer bei der Prüfung durchgefallen“, verdeutlicht Gerhard Mayer, dass die Anforderungen durchaus anspruchsvoll sind. So braucht es unter anderem eine abgeschlossene Schulbildung bzw. Berufsausbildung, sehr gute Deutschkenntnisse in Wort und Schrift, gute Englischkenntnisse, die Bereitschaft zum Schichtdienst, physische und psychische Belastbarkeit sowie die Fähigkeit, mit Konfliktlösungen eigenständig umzugehen. Nicht zuletzt sind auch ein gepflegtes Erscheinungsbild und sehr gute Umgangsformen gefragt.
Geduld und Verständnis
Roland Hebenstreit passt wie angegossen ins Anforderungsprofil. Dass er Uniform und Job bestens ausfüllt, ist ihm anzumerken. „Der Zugbegleitdienst ist eine abwechslungsreiche Tätigkeit“, erzählt er. Als Vorarlberger führen ihn seine Einsätze von Bregenz bis nach Kufstein und hinauf zum Brenner. In jedem Zug findet sich ein anderes Publikum. Die einen motzen, wenn er zur Fahrscheinkontrolle ruft, noch mehr aber freut es. „Endlich wieder ein Begleiter im Zug“, hört Roland Hebenstreit oft. Doch wie auch immer die Fahrgäste gelaunt sind, für ihn heißt es, in jeder Situation seine freundliche Seite zu zeigen. Geduld und Verständnis sind Attribute, die ein Zugbegleiter nämlich ebenfalls mitbringen sollte. „Außerdem muss man das Zugfahren mögen“, sagt Hebenstreit. Er jedenfalls ist aufgesprungen auf den Zug, der ihn beruflich weiterbringt.

Aufgabenbereich
Erster Ansprechpartner für die Fahrgäste (Betreuung und Beratung bzgl. Fahrplan- und Preisauskünften sowie Informationen zu Anschlussverbindungen und Unregelmäßigkeiten)
Verantwortung für Fahrkartenkontrollen sowie eine hohe Servicequalität in den ÖBB-Zügen
souveränes Durchsetzen in sicherheitsrelevanten Fällen
Infos und Bewerbungen unter www.oebb.at/jobboerse