Der Sanitäter von nebenan

Rotes Kreuz mit neuem Ersthelfer-System für den städtischen Raum.
Bregenz Zeit kann im Notfall ein entscheidender Faktor sein. Deshalb hat das Rote Kreuz seine Rettungskette optimiert und schickt sogenannte Nachbarsanitäter (NaSan) an die Front. Sie sollen bis zum Eintreffen der Rettungskräfte die notwendigen Erstmaßnahmen durchführen. Der Sanitäter von nebenan ist im städtischen und dichtbesiedelten Gebiet zugange. „Dort sind zwar mehr Rettungsfahrzeuge vorhanden, aber die sind auch öfter unterwegs und können mitunter nicht so schnell am Einsatzort sein“, erklärte Landesrettungskommandant Werner Meisinger bei der Präsentation des neuen Projekts. Die Alarmierung des Nachbarsanitäters erfolgt mittels App. Inzwischen haben bereits 320 der rund 900 qualifizierten RK-Mitarbeiter die neue App auf ihren Handys. Meisinger spricht von einer stolzen Zahl. „Es sollen aber so viele wie möglich werden.“
Schlüsselerlebnis als Ideengeber
Entsprungen ist das NaSan-System einem Schlüsselerlebnis, das Werner Meisinger vor eineinhalb Jahren hatte. Er war als Sanitäter zu einer leblosen Person gerufen worden. Auf dem Rückweg zum Einsatzfahrzeug kam ihm aus der Nachbarwohnung eine RK-Kollegin entgegen. „Die Überraschung war groß, ich wusste bis zu diesem Zeitpunkt nicht, dass sie dort wohnt. Sie wäre binnen einer Minute vor Ort gewesen und hätte wertvolle Zeit überbrücken können“, erzählt der Landesrettungskommandant. So wurde nicht nur eine Idee geboren, sondern auch zielstrebig umgesetzt. „Wir haben viel Geld in die Digitalisierung investiert, um solche Projekte realisieren zu können“, sagte Philipp Bachmann von der Landeswarnzentrale, der auch für den technischen Betrieb der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle (RFL) zuständig ist. Und Sicherheitslandesrat Erich Schwärzler ergänzte sein „Sicherheit braucht regionale Strukturen“ mit „Sicherheit braucht Nähe“.
In 4:30 Minuten vor Ort
Seit Anfang September leisteten die Nachbarsanitäter 100 Einsätze. Die durchschnittliche Zeit von der Alarmierung bis zum Eintreffen am Einsatzort betrug 4:30 Minuten. Die Ausrüstung besteht aus einer Tasche, welche lebenswichtige Materialien wie Tubus, Beatmungsbeutel sowie diverse Utensilien zur Blutstillung enthält. Als Nachbarsanitäter sind ausschließlich zertifizierte Rettungs- und Notfallsanitäter zugelassen. Sie können sich über die App für einen Einsatz anmelden, die Disposition übernimmt die RFL. Die Entwicklungskosten für die App von rund 40.000 Euro hat das Land bezahlt. Im ländlichen Raum werden weiterhin First-Response-Gruppen die Erstversorgung bewerkstelligen. Dieses System wurde schon vor 20 Jahren installiert. Inzwischen verfügen mehr als 50 der 96 Gemeinden über solche ebenfalls professionell ausgebildeten Ersthelfer. VN-MM