Mit unbändigem Willen zum Erfolg

Nach Skiunfall war Manfred Salzgeber querschnittgelähmt. Er kämpfte sich aus dem Rollstuhl heraus.
St. Gallenkirch Er bezwang das Matterhorn und den Montblanc. Auch als Langläufer tat sich Manfred Salzgeber hervor. Er gewann in Vorarlberg zahlreiche Rennen für die Zollwache. Der Sport hatte eine große Bedeutung im Leben des Zollwachebeamten. Seine Fitness kam ihm als Mitglied der Alpinen Einsatzgruppe Montafon zugute, wenn er zum Beispiel Bergwanderer suchen oder Lawinenopfer bergen musste. An einem herrlichen Wintertag schnallte der alpine Helfer seine Skier an und suchte im Skigebiet Silvretta-Nova nach einem Lawinenkegel, um mit seinem Hund eine Suchübung machen zu können.
Unsagbare Schmerzen
Die letzte Abfahrt wurde dem damals 43-Jährigen zum Verhängnis. Mit rund 50 km/h schoss er die Piste hinunter. „Ich fuhr am linken Rand, weil rechts mehrere Skifahrer unterwegs waren. Auf einmal sah ich vor mir eine Geländekante und darunter ein tiefes Loch mit einem Stein“, erinnert er sich. Innerhalb von Sekundenbruchteilen musste er sich entscheiden: Springe ich drüber oder schwinge ich ab? Salzgeber entschied sich für Letzteres. Daraufhin schleuderte es ihn in die tiefe Mulde und gegen den Stein. „Mich durchfuhren unsagbare Schmerzen. Ich merkte sofort, dass ich querschnittgelähmt bin. Denn ich fühlte meine Beine nicht mehr.“ Mit dem Hubschrauber wurde der dreifache Vater ins Krankenhaus Feldkirch geflogen. Dort stellte man fest, dass sein zwölfter Brustwirbel komplett zersplittert war. „Ein Spezialist für Rückenmarksverletzungen operierte mich und baute meinen Wirbel wieder auf. Danach sagte der Arzt zu mir: ,Manfred, ich habe mein Möglichstes getan. Aber du bleibst ein Fall für den Rollstuhl. Sollte es besser werden, muss der Herrgott seine Hände im Spiel haben.‘“ Was Salzgeber in diesem Moment empfand, fasst er so zusammen: „Das Leben war für mich zu Ende.“ Aber die Resignation hatte nicht das letzte Wort. Vielmehr richtete der Montafoner seinen Blick nach vorne. „Ich fasste den Vorsatz, wieder laufen zu lernen.“ Nun kamen seine Charaktereigenschaften zum Tragen, sein Ehrgeiz, seine eiserne Disziplin, seine Konsequenz und sein Durchhaltevermögen. In der Reha in Bad Häring trainierte er jeden Tag stundenlang an einer Barrenstange. „Ich wollte erproben, wie belastbar meine Beine sind und merkte, dass sie mit jedem Tag stärker wurden.“ Da beschloss er, den Rollstuhl nicht mehr zu benutzen. „Ich rührte ihn nicht mehr an und bin auf Krücken ins Fitnessstudio und spazieren gegangen.“ Auf zwei Spazierstöcke gestützt, verließ er Bad Häring nach fünf Monaten.
Vom Glück, zu leben
Zu Hause trainierte er weiter, ging jeden Tag spazieren und setzte sich ein neues Ziel. „An meinem 50. Geburtstag sagte ich mir: ,Ab jetzt greifst du zu keinen Gehhilfen mehr.‘“ Er erreichte auch dieses Ziel. Und nicht nur das. Bald konnte er wieder Gipfel erklimmen. „Ohne den Willen zum Erfolg wäre ich nie aus dem Rollstuhl herausgekommen“, glaubt Salzgeber, der in seinen Gebeten gewünscht hatte, wieder gehen zu können. Seine Genesung überraschte viele, auch den Arzt, der ihn operiert hatte. „Für ihn war das ein Wunder.“ 18 Jahre später ereilte den Montafoner aber neuerlich ein Schicksalsschlag. Seit dem Skiunfall hatte eine Schiene seine Wirbelsäule stabilisiert. „Sie bereitete mir Schmerzen. Deshalb ließ ich sie mir herausoperieren. Aber die OP misslang. Mir wurde die Wirbelsäule durchstochen.“ Die Folgen waren drastisch. „Seither habe ich chronische Schmerzen und kein Gleichgewicht mehr. Deshalb bin ich auf Krücken angewiesen.“ Salzgeber musste die Schafzucht aufgeben und sein geliebtes Hobby, das Radfahren. Dennoch: Seine Liebe zum Leben blieb. „Ich habe es trotz der Schicksalsschläge immer als Glück empfunden, dass ich leben darf.“ VN-kum