Bodenseefischer weiter in Nöten

Nur ein kleines Plus ergab sich 2017 für Bodenseefischer – Skepsis gegenüber Zucht.
Friedrichshafen „Wir gehen derzeit davon aus, dass es heuer ein bisschen mehr wird“, so die Sprecherin des Internationalen Bodensee-Fischereiverbandes (IBF), Anita Koops, im Zeppelinhaus in Friedrichshafen. Vor allem beim Brotfisch Felchen dürfte sich gegenüber dem Vorjahr 2016 ein leichtes Plus an Fängen ergeben. Dies vor allem, weil durch Hochwässer und damit hohen Pegelstand mehr Nährstoffe in den See getragen wurden, was für die Felchen eine bessere Nahrungsgrundlage ergibt, die mit 70 Prozent der Fänge für die Fischer den Brotfisch ausmachen. Die Annahme ist vorläufig, da die Ergebnisse des jährlich um den Nikolaustag stattfindenden Laichfischfangs noch ausstehen.
Starke Schwankungen
Im Detail berichtete der Gaißauer Albert Bösch, Obmann der Vorarlberger Berufsfischer, über die Saison 2017. Das Jahr hat wenig verheißungsvoll begonnen. Im Mai und Juni hatte es erstmals eine leichte Steigerung der Fänge gegeben, allerdings waren sie durch starke Schwankungen gekennzeichnet, so Bösch. „Konnte der eine Schwebsatz 30 Kilo Felchen erzielen, konnten ein paar Meter weiter auf der gleichen Wassertiefe gerade einmal 30 Stück angelandet werden“. Dies könnte aus seiner Sicht ein Phänomen sein, das sich in den nächsten Jahren verstärkt. Die Barschfänge blieben nach der Schonzeit auf niedrigem Niveau etwa gleich. „Einzig Rotaugen und Hechte waren in der ersten Jahreshälfte gut in den Maschen vertreten.“ Im zweiten Halbjahr wurden etwas höhere Felchenfänge erzielt. Erfreulich habe sich die Qualität der Felchen erwiesen, bei den Egli ergaben sich regional verschieden vereinzelt gute Fänge.
Vermarktung verbessert
Etwas wettmachen konnten die Fischer die trübe Lage durch die Verbesserung der Vermarktung ihrer Fänge, vor allem in der Verarbeitung der Weißfische ergebe sich noch Luft nach oben. Es bleibe zu hoffen, dass der Konsument erkenne, wie gut solche Fischarten bei richtiger Zubereitung schmecken können, so Albert Bösch. Ein Problem bildet weiterhin das massenhafte Vorkommen von Kormoranen. Obwohl etwa am Vorarlberger Ufer gezielt Abschüsse vorgenommen wurden, lässt sich der fliegende Fischräuber nicht auf ein vernünftiges Maß eindämmen. Dies zeige auch eine Studie. Die Fischer fordern seit Jahren ein internationales Kormoranmanagement, zu dem es bisher nicht gekommen ist.
Gegen Netzzuchten
„Wir wollen Fischer bleiben und nicht Züchter werden“, heißt der Tenor der Frauen und Männer mit dem Netz gegen sich im Gespräch befindliche Zuchten von Felchen in Netzkäfigen oder in Becken an Land. Der baden-württembergische Agrarminister Peter Hauk hatte sich angesichts der dramatisch sinkenden Erträge für Zuchtanlagen am Bodensee ausgesprochen, für die auch öffentliche Mittel in Aussicht gestellt wurden. Mit großer Mehrheit lehnen die Fischer solche Anlagen aber ab. „Wir sind nicht bereit, den Bodensee als Forschungsobjekt zu missbrauchen“, so IBF-Sprecherin Anita Koops. Sie ist mit der Mehrheit der Fischer der Meinung, etwa Netzkäfige im offenen Wasser des Untersees würden unverantwortliche Risiken durch sich möglicherweise ausbreitende Krankheiten bergen.
Auch Alfredo Sanfilippo, Präsident der Arbeitsgemeinschaft der Bodensee-Sportfischervereine, hatte an den durch die behördliche Bodenseekonferenz verhängten Neuregelungen einiges zu kritisieren. Er führte die im Vergleich zum Vorjahr 2016 von den rund 12.000 Anglern wieder um gut ein Viertel gefallenen Fänge einerseits auf die um 211 weniger gelösten Lizenzen zurück, andererseits auf die Beschränkung der Felchenfänge auf täglich nur noch zwölf Stück. Völliges Unverständnis habe die Einführung der generellen Anlandepflicht beim Felchen und beim Barsch ausgelöst. gg
„Wir sind nicht bereit, den Bodensee als Forschungsobjekt zu missbrauchen.“