Darum steht der Palast in Hohenems

Familiäre Beziehungen bis zum Oberhaupt der Kirche.
Hohenems Dass Hohenems mit dem stilreinsten italienistischen Profanbau der Renaissance im süddeutschen Raum ein außerordentlich bedeutendes Bauwerk besitzt, hat Vorarlbergs jüngste Stadt dem fulminanten Aufstieg des örtlichen Adelsgeschlechts zu verdanken. 1528 heiratete Wolf Dietrich von Hohenems (um 1507 bis 1538) die Italienerin Chiara de’ Medici (Klara, 1507 bis ca. 1560). Die Ehe wäre ohne bemerkenswerte Folgen geblieben, hätten nicht die Kardinäle 1559 Chiaras Bruder Giovanni Angelo (1499 bis 1565) zum Papst gewählt. Pius IV., wie er sich nannte, förderte seine Hohenemser Neffen großzügig, Kaiser Ferdinand erhob sie wegen der nunmehr bestehenden Verwandtschaft zum Oberhaupt der römischen Kirche in den Grafenstand.
Renaissancepalast
Nach der Standeserhöhung genügten die mittelalterlichen Burgen Alt-Ems sowie Neu-Ems/Glopper weder zur Repräsentation noch hinsichtlich des Wohnkomforts. Es galt, einen dem Stil der Zeit entsprechenden Herrschaftsmittelpunkt zu schaffen. Die Initiative ging von Markus Sittikus III. von Hohenems (1533 bis 1595) aus, den der Onkel zum Kardinal ernannt hatte. Er beauftragte den Italiener Martino Longhi (um 1530 bis 1591) mit der Planung eines Renaissancepalasts in Hohenems. Die erste Bauphase (1562 bis 1567) umfasste den Fronttrakt mit den beiden deutlich vorspringenden Gebäudeecken und dem Portal. Die Seitenflügel und die den Hof zum Schlossberg hin abschließende Blendmauer kamen in den Jahren von 1603 bis 1610 hinzu. Hand in Hand mit der Errichtung des Palasts ging der Ausbau seiner Umgebung zum Residenzort. Es entstanden ein Lustschlösschen, ein Gästehaus und eine neue Pfarrkirche, außerdem Gartenanlagen, Brunnen, Pavillons, Vogelhäuser, Fischweiher und Tierparks. Der Palast beherbergte eine reichhaltige Bibliothek, zu deren Glanzstücken die Handschriften A und C des Nibelungenlieds zählten, und das bis heute erhaltene Archiv.
Nach dem Tod des letzten männlichen Hohenemser Grafen im Jahr 1759 kam die Baulichkeit zunächst an dessen Tochter Maria Rebekka, die einen Grafen von Harrach-Rohrau heiratete, dann an deren Tochter Maria Walburga und ihren Ehemann Clemens Graf von Waldburg-Zeil-Trauchburg.
Heute bewohnen drei Generationen des Hohenemser Zweigs der Familie Waldburg-Zeil den Palast, der auch eindrucksvolle Räumlichkeiten für kulturelle und gesellschaftliche Veranstaltungen bietet.

„Vorarlberg kompakt“,
Universitätsverlag Wagner,
288 Seiten, 29,90 Euro