In Pension, aber kein Pensionist

Vorarlberg / 03.01.2018 • 21:31 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Aufgrund eines VfGH-Urteils musste das Alter für die Seniorenermäßigung angeglichen werden. VN/Steurer
Aufgrund eines VfGH-Urteils musste das Alter für die Seniorenermäßigung angeglichen werden. VN/Steurer

Seniorenermäßigung in Bus und Bahn gibt es seit heuer erst mit 63 Jahren.

Schwarzach Aus der Tarifauflistung 2017 des Vorarlberger Verkehrsverbunds: „Senioren über 62 Jahre fahren mit ihrer VVV Jahreskarte zum Sparpreis.“ Dieselbe Webseite, Anfang 2018: „Senioren über 63 Jahre fahren mit der VVV Jahreskarte zum Sparpreis.“ Das Alter wurde um ein Jahr erhöht, was die Wiener Arbeiterkammer nun kritisiert. Demnach erhalten heuer rund 200.000 Personen in Österreich zwischen 60 und 62 Jahre Jahren eine Pension. Dennoch hätten sie keinen Anspruch auf das Ticket. „Besser wäre es, die Ermäßigung nicht an das Alter, sondern an den Pensionsantritt zu koppeln“, fordert AK-Verkehrsexpertin Sylvia Leodolter. Ihre Vorarlberger Kollegen sehen das anders.

Dass die Seniorenermäßigung schrittweise erhöht wird, ist keine Willkür. Früher erhielten Frauen ab 60 und Männer ab 65 Jahren eine Ermäßigung. Im Dezember 2010 sah das der Verfassungsgerichtshof als Ungleichbehandlung, die Tarife mussten angepasst werden. Die Betreiber senkten also das Alter von Männern ebenfalls auf 60 und beschlossen, es alle zwei Jahre um ein Jahr zu erhöhen. Heuer war es wieder so weit, 2020 und 2022 folgen weitere Steigerungen, bis das Alter am Ende bei 65 liegt.

Nur in Teilen Zustimmung

Laut Wiener AK gehen Frauen durchschnittlich mit 60,3 Jahren und Männer mit 63,3 Jahren in Alterspension. Deshalb sei die Erhöhung nicht richtig. Auch Vorarlbergs AK-Präsident Hubert Hämmerle ist überzeugt: „Natürlich ist der Zustand in der Übergangsphase, bis das Pensionsantrittsalter angeglichen ist, nicht ideal.“ Er teilt einen Teil der Kritik: „Es ist nicht gerecht, wenn eine Mindestpensionsbezieherin mit 61 Jahren keine Ermäßigung erhält, ein Gutverdiener mit 63 aber schon.“ Allerdings könne auch das andere Modell ungerecht sein.

Christian Hillbrand, Geschäftsführer des Vorarlberger Verkehrsverbunds (VVV), spricht explizit von einer Seniorenermäßigung, keiner Pensionistenermäßigung. Die Vorarlberger Tarife seien aber treffsicherer. So erhalten Pensionisten mit Ausgleichzulage entweder eine Jahreskarte um 195 Euro oder eine Monatskarte um 16 Euro (Faircard). “Aus meiner Sicht geht das Argument, dass diese Regelung vor allem Frauen mit kleineren Pensionen trifft, in Vorarlberg ins Leere”, betont Hillbrand.

Ermäßigung bei Spitalsbesuchen

Hubert Lötsch vom Pensionistenverband ist sich sicher, dass vor allem Frauen, die mit 60 Jahren in Pension gehen, diese Regel nicht verstehen. “Obwohl sie in Pension sind, gelten sie im öffentlichen Verkehr nicht als Seniorin.” Er schlägt vor, die Altersanhebung einzufrieren, bis das Pensionsantrittsalter von Frauen bei 63 Jahren liegt. Also bis ins Jahr 2028. Lötsch spricht jedoch von einem guten Einvernehmen mit dem VVV, hat allerdings noch einige Vorschläge, wie eine zusätzliche Ermäßigung ab 75 Jahren. Auch ermäßigte Saisonkarten, etwa Winterkarten, würden Pensionisten helfen. Der zuständige Landesrat Johannes Rauch (Grüne) sieht Vorarlberg auf einem guten Weg. Aber auch er weiß um Verbesserungsmöglichkeiten. Ende 2013 wurde die Seniorenermäßigung bei Einzelfahrten abgeschafft. “Zumindest bei Krankenhausbesuchen kann man über die Wiedereinführung nachdenken”, kündigt er an.

„Es ist keine Pensionistenermäßigung, sondern eine Senioren­ermäßigung.“

In Pension, aber kein Pensionist

Soziale Tickets

15.000 Jahreskarten zum Sparpreis gab der VVV nach eigener Auskunft im Vorjahr aus, rund 80 Prozent davon an Senioren.

800 Jahreskarten sind “maximo Spar Spezial”-Karten, also für Ausgleichszulagenbesitzer.

2000 Faircards verkaufte der VVV an Ausgleichszulagenbezieher, Mindestsicherungsbezieher und Asylwerber.

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