„Rätsel gibt uns nur der Fall in Dornbirn auf”

Landesveterinär Greber ist zuversichtlich, dass TBC-Verdachtsfälle weniger werden.
Bregenz Der Jänner ist die Alarmzeit für Rinder-TBC. Auch heuer gibt es wieder Verdachtsfälle – bis jetzt sind es fünf an der Zahl. Und doch spricht laut Norbert Greber einiges dafür, dass sich die Verbreitung des Erregers in Grenzen halten könnte.
Wie ist es Ihnen ergangen, als Ende vergangener Woche gleich fünf TBC-Verdachtsfälle bei Vieh bekannt wurden?
Greber Ich habe nicht damit gerechnet, dass es heuer nichts gibt. Aber wir müssen zum jetzigen Zeitpunkt auch klar festhalten: Eine TBC-Erkrankung ist noch nirgends belegt. Obwohl es nach dem PCR-Schnelltest in zwei Fällen schlecht aussieht, in einem Fall aber Entwarnung gegeben werden kann. Um absolute Klarheit zu haben, muss man immer zuerst das Ergebnis der Kultur abwarten. Und das dauert acht bis zwölf Wochen.
Sie haben sich trotzdem bereits vorsichtig optimistisch dahingehend geäußert, dass die TBC-Situation heuer nicht so schlimm sein wird wie früher. Worauf gründet ihre Zuversicht?
Greber Auf die Fall-Verteilung beim Wild. Wir haben im Klostertal, einem der TBC-Kerngebiete, zum Beispiel nur noch zwei Stück von insgesamt 84 getesteten Tieren entdeckt, die den TBC-Erreger in sich trugen. Im letzten Jahr waren es noch 15. Im Silbertal schaut’s nicht so gut aus. Dort waren von 206 getesteten Tieren 17 positiv. Das sind natürlich erst vorläufige Zahlen. Auf den Abschlussbericht müssen wir warten. Aber diese Tests zeigen doch eine gewisse Tendenz.
Weiß man von den bisher positiv getesteten Rindern bereits, wo sie sich möglicherweise angesteckt haben könnten?
Greber Nein, das kann man nicht klar bestimmen. Das kann auf der heimatlichen Weide passiert sein, genauso wie auf einem Maisäß oder auf einer Alpe.
Wie gut haben sich die Präventivmaßnahmen zur Trennung von Wild und Vieh auf den verschiedenen Alpen bewährt?
Greber Ich denke schon, dass sie eine gewisse Wirkung erzielt haben. Wobei man eines sagen muss: Eine hundertprozentige Sicherheit, dass Vieh und Wild nicht miteinander in Kontakt kommen, gibt es nicht.
Wie weit ist man heuer mit den Testungen?
Greber Wir sind insgesamt noch nicht fertig damit. Bisher liegen mir die Ergebnisse von 4000 Testungen vor. Aber was wichtig ist und hoffentlich auch aufschlussreich: Wir haben die TBC-Kerngebiete im Klostertal und im Montafon bereits fertig getestet. Und vom Montafon stammen auch vier der fünf positiv getesteten Betriebe. Im Klostertal gab es keinen einzigen positiven Test in einem Stall. Das stimmt schon leicht zuversichtlich, weil jetzt nur noch Untersuchungen in bisherigen Nicht-TBC-Kerngebieten anstehen. Rätsel gibt uns nur der Verdachtsfall in Dornbirn auf. Weil da haben wir noch keine Ahnung, wo sich der infizierte Stier angesteckt haben könnte. Das müssen wir jetzt herausfinden. Ich warte derzeit auf weitere Rückmeldungen der Kollegen aus den verschiedenen Regionen.
Da Sie die positive Tendenz sinkender Verdachtsfälle ansprechen: Welchen Anteil hat Ihrer Meinung nach die Jägerschaft daran?
Greber Die Jäger haben ihren Job erledigt. Und man sieht: Im Klostertal wurde die Abschussquote in den letzten drei Jahren immer vollständig erfüllt, mit dem Ergebnis, dass wir dort jetzt keine positiven Testergebnisse mehr haben. Im Silbertal wurde die Quote nie ganz erreicht. Dort haben wir wieder Verdachtsfälle. Es gibt einen Zusammenhang zwischen Abschussquote und TBC-Verdachtsfällen.
Gibt es grenznahe Regionen, die heuer auch wieder ein TBC-Problem haben?
Greber Von Liechtenstein und der Schweiz weiß ich: Da gab es bisher gar nichts. Über die Situation in Tirol und im Allgäu bin ich derzeit nicht informiert. Im März treffen sich alle Verantwortlichen zu einem Erfahrungsaustausch.
„Ich habe nicht erwartet, dass wir heuer keine Verdachtsfälle haben werden.“
Zur Person
Norbert Greber
Norbert Greber ist Dornbirner und übt seit sechs Jahren das Amt des Landesveterinärs aus. Zuvor war er im Land zehn Jahre für den Tiergesundheitsdienst tätig. Greber absolvierte seine Ausbildung zum Veterinärmediziner in Wien. Er ist verheiratet und hat vier Kinder sowie ein Enkelkind.
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