Digitalisierung unter der Motorhaube

Chancen und Gefahren der digitalen Fuhrparkverwaltung.
Schwarzach Sprechen Politiker, Unternehmer und Interessensvertreter von großen Herausforderungen, darf Digitalisierung nicht fehlen. Sie berührt jeden Lebensbereich, auch die Verwaltung verändert sich massiv. Lohnzettel etwa werden digital zugestellt, die Fuhrparkverwaltung wird ebenfalls in immer mehr Unternehmen umgestellt. Das bietet zahlreiche Chancen, birgt aber auch Gefahren.
Einer der Vorreiter im Land sind die Illwerke-VKW. Der Stromerzeuger verfügt über 68 Autos, ein Viertel davon sind Elektrofahrzeuge. Über ein Computerprogramm können Mitarbeiter Fahrzeuge reservieren und geben den Zweck der Fahrt an. Anschließend wird automatisch ein Auto zugeteilt, wichtigster Parameter ist der CO2-Wert. „Mitfahrgelegenheiten werden ebenfalls angezeigt. Zudem werden über das Tool eine erforderliche Reinigung sowie mögliche Mängel abgefragt“, erklärt Simone Keppler von den VKW. Per GPS werden Fahrer, Strecke, Zeiten und Zweck erfasst, wodurch 15 Prozent der Fahrzeuge eingespart werden konnten.
Die Unternehmen handhaben das Thema unterschiedlich. Der Fuhrpark des Kranbauers Liebherr besteht aus 50 Fahrzeugen, die durch eine eigens entwickelte Software verwaltet werden. Das Programm regelt zudem Taxifahrten und dient dazu, Kosten und Instandhaltung der Autos im Auge zu behalten. Auch kann damit nachgewiesen werden, wer zu welcher Zeit gefahren ist. Auf ein händisches Fahrtenbuch verzichtet Liebherr allerdings nicht, wie Fuhrparkleiter Mark Lamprecht berichtet. Die Autos sind nicht per GPS erfasst. Der Beschlägehersteller Blum entwickelt derzeit ein neues Verwaltungssystem für Lkw, das mit der Software SAP zusammengeschlossen wird. Dabei ist auch ein elektronisches Fahrtenbuch in Planung. Nach den Lkw soll das System auf alle Fahrzeuge ausgeweitet werden. Einen Schritt weiter ist das Land Vorarlberg. Gerd Platzer, Leiter des Fuhrparks, hat bereits einen Pilotversuch hinter sich. „Da sind wir draufgekommen, dass wir 80 bis 90 Prozent der Fahrten mit Elektroautos abdecken könnten.“ Die Instrumente, um alle rund 165 Autos der Landesverwaltung zu erfassen, existieren bereits. Eine Software ermöglicht es, bei Reservierungen Autos zuzuteilen, sodass Elektroautos bevorzugt eingesetzt werden. Zudem zeigt das System mögliche Fahrgemeinschaften an. Am Ende könnte damit saftig Steuergeld gespart und die Umwelt geschont werden.
Mindestens 50.000 Euro sparen
In Zahlen: 2017 wurden im Landesdienst mit Dienstwagen 2,7 Millionen Kilometer gefahren. Platzer rechnet vorsichtig mit zehn Prozent Einsparung, bei 33 Cent pro Kilometer werden damit 89.100 Euro pro Jahr gespart. Abzüglich Kosten für das System blieben 54.100 Euro pro Jahr übrig. Damit sich das System entfalten kann, müssten die Autos mit GPS ausgestattet werden. Laut Karl Fenkart, Leiter der Vermögensabteilung, wird es deshalb noch nicht eingesetzt. Die Personalvertretung befürchte, dass Mitarbeiter überwacht würden.
Eine Befürchtung, die von der Arbeiterkammer (AK) geteilt wird. Christian Maier von der Vorarlberger AK erklärt: „Die Frage ist immer, was das GPS kann. Der Einsatz sollte mit dem Betriebsrat vereinbart werden.“ Ökologie allein reiche als Argument nicht aus, um die Menschenwürde zu berühren. „Der Arbeitgeber braucht triftige Gründe“, ist Maier überzeugt.
Die Landesvermögensabteilung wäre gerüstet. Es sollen nur Anfangs- und Endpunkte erfasst werden. Außerdem könnten die GPS-Geräte auf einen Privatmodus umgestellt werden. Fenkart sagt: „Wir brauchen nur noch das Okay von oben und könnten sofort starten.“ Der Lichthersteller Zumtobel verzichtet übrigens auf GPS in Dienstautos, weil personenbezogene Daten erhoben werden.
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