Jeder dritte 18-Jährige raucht

Umso größer ist die Expertenkritik an den Regierungsbeschlüssen.
schwarzach „Don’t Smoke“, so lautet das Volksbegehren für ein Rauchverbot, doch nicht nur von den Regierungsparteien wird das ignoriert, auch ein Drittel der 17- bis 18-jährigen Männer hält sich nicht daran. Das ist den Gesundheitsdaten 2016 zu entnehmen, die die Statistik Austria gerade veröffentlicht hat und die auf den Musterungen beim österreichischen Bundesheer basieren. Sprich: Jeder Angehörige dieser Altersgruppe ist dadurch erfasst. Für Frauen gibt es keine Erhebung von vergleichbarer Qualität.
Experten wie der Präsident des Arbeitskreises für Vorsorge- und Sozialmedizin (aks), Hans Concin, und der Leiter der Werkstatt für Suchtprävention (SUPRO), Andreas Prenn, sehen diese Werte als Warnung: Wenn man länger zurückblickt, mag man zwar eine sinkende Tendenz feststellen. Dem jedoch steht ein doppeltes Aber gegenüber: Zum einen liegt der Anteil der Raucher unter den Stellungspflichtigen mit 32,3 Prozent noch immer um ein Drittel über dem aller Männer. Und aufgeschlüsselt nach Bundesländern ist er in Vorarlberg mit 35,9 Prozent am höchsten. Zum Vergleich: In Kärnten, wo er am niedrigsten ist, beträgt er 26,1 Prozent.
Das Problem ist: Wer schon in jungen Jahren raucht, der wird nur schwer noch damit aufhören. Mehr als die Hälfte aller Raucher hing schon als Minderjähriger an der Zigarette.
Wobei es nicht so ist, dass es hierzulande keine Bemühungen gibt, Burschen und Mädchen davon abzuhalten. Im Gegenteil: „Wir machen sehr viel Nikotinprävention“, berichtet SUPRO-Chef Andreas Prenn: „An den Neuen Mittelschulen ist Vorarlberg in diesem Zusammenhang vorbildlich.“ Schülern werde beispielsweise verdeutlicht, dass Rauchen entgegen aller möglichen Darstellungen nicht frei, sondern abhängig und damit ganz und gar unfrei macht. Oder wie viel Geld sie sich ersparen, wenn sie die Finger davon lassen. Das mache Eindruck.
Konterkariert werden solche Maßnahmen laut Prenn aber durch die Politik: „Die Abkehr vom Rauchverbot in Lokalen ist ein absoluter Wahnsinn. Damit hätten wir weniger Orte bzw. weniger Gelegenheiten zum Rauchen. Und das hätte Folgen gehabt. In Italien ist der Raucheranteil nach Einführung des Rauchverbots auch unter Jugendlichen um zehn Prozent zurückgegangen.“
Von Begleitmaßnahmen, die ÖVP und FPÖ vor der Karwoche ebenfalls beschlossen haben, hält Prenn wenig bis gar nichts: „Was hilft es, wenn in einem Auto, in dem Minderjährige sitzen, nicht mehr geraucht werden darf, wenn man sie in ein Lokal mitnehmen darf, in dem das möglich ist? Das ist Augenauswischerei.“
Hans Concin wird da ebenfalls deutlich: „Schon bisher hat man sich als Arzt vor internationalen Kollegen schämen müssen für die österreichischen Regelungen. Jetzt ist noch einmal etwas draufgelegt worden, das ist skandalös.“
Ganz besonders auch im Hinblick auf die Jungen, wie Concin erklärt: „Sie merken die gesundheitlichen Nachteile gar nicht. Die Rechnung kommt erst später.“ Lungenkrebs trete nach durchschnittlich 25 Jahren auf. Und zwar mit einer statistisch nachweisbaren Wahrscheinlichkeit: Bei Frauen habe die Sterblichkeit wegen Lungenkrebs in Vorarlberg bereits zu jener wegen Brustkrebs aufgeschlossen, in Tirol habe sie diese gar schon überholt. Grund: Der Anteil der Frauen, die rauchen, steigt seit Jahrzehnten mehr oder weniger kontinuierlich an. Hatte er 1970 noch keine zehn Prozent betragen, so hat er sich zuletzt der 25-Prozent-Marke angenähert. JOH