Neuer Standort für Schlachthof im Gespräch

Dieter Egger bringt Standort bei Landwirtschaftsschule ins Spiel.
Hohenems 3000 Kälber werden derzeit jedes Jahr lebend aus dem Land transportiert, um woanders geschlachtet werden zu können. Die Gründe sind bekannt: Vorarlbergs Landwirtschaft ist auf Milch ausgerichtet, männliche Kälber daher in diesem Bereich nicht zu gebrauchen. Außerdem sind Kühe regelmäßig trächtig, um Milch zu geben. Und die Nachfrage ist nicht hoch genug, Bauern erhalten für ihre Kälber zu wenig Geld, gleichzeitig ist Kalbfleisch an der Theke wesentlich teurer als andere Produkte. Immer wieder stehen diese Transporte in der Kritik.
Einer, der sich jüngst für das Ende von Kälbertransporten einsetzte, ist Dieter Steinacher von den „Friends of Nüziders“. Er hat in kürzester Zeit ein Treffen mit fast allen wichtigen Protagonisten in diesem Bereich organisiert, zudem hat er als Symbol die Patenschaft für ein Kalb übernommen. „Mir ist wichtig, dass die Menschen darauf aufmerksam gemacht werden, weshalb es zu diesen Transporten kommt“, fordert Steinacher. Er plädiert für eine Herkunftskennzeichnung des Fleischs. „Und zwar so, dass man es einfach erkennt, nicht nur mit einer Nummer.“ Dann könne der Konsument selbst entscheiden, ob er Fleisch aus dem Land kauft. Dies würde wiederum die Nachfrage nach Vorarlberger Fleisch ankurbeln.
Fast gleichzeitig mit der Kälbertransport-Diskussion berichteten die VN, dass der Hohenemser Fleischverarbeiter Efef zusperrt. Eine schlechte Nachricht auch für jene, die mehr Kälber im Land verarbeitet sehen wollen. Derzeit laufen Verhandlungen mit Interessenten, die den Betrieb weiterführen möchten. Agrarlandesrat Erich Schwärzler hofft auf eine Einigung in den kommenden drei Wochen. „Aber zu den laufenden Gesprächen kann ich nichts sagen“, betont er. Als Favorit gilt laut VN-Informationen der Betreiber des Dornbirner Schlachthofs, Anton Fetz.
Eine Zusammenarbeit mit dem Schlachthof Dornbirn wäre ideal, heißt es hinter den Kulissen. Zunächst könne man das Fleisch in Dornbirn schlachten und in Hohenems verarbeiten. In zwei Jahren könnte auch der Schlachtbetrieb nach Hohenems verlegt werden. Fetz’ Vertrag in Dornbirn läuft Ende 2020 aus. Der Hohenemser Bürgermeister Dieter Egger hat noch eine andere Idee, die von den FPÖ-Bauern bereits vor der Landwirtschaftskammerwahl geäußert wurde: „Ein neuer möglicher Standort liegt neben der Landwirtschaftsschule. Das wäre eine echte Ländle-Lösung, alles an einem Ort.“ Neben der Landwirtschaftsschule entsteht bekanntlich eine Tourismusschule. Mit dem Neubau könnte das jetzige Efef-Gebäude an einen Industriebetrieb verkauft werden. Das Nachbarunternehmen Collini soll interessiert sein.
Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Moosbrugger bestätigt auf VN-Anfrage, dass dieser Standort im Gespräch sei. Er sieht den Vorschlag differenziert. „Inhaltlich gesehen ist er zu befürworten“, sagt er, und fügt an: „Dass dadurch wieder Boden aus der Grünzone genommen werden müsste, halte ich für schwierig. Die Fläche würde einem Hof verloren gehen.“ Allerdings entstehe ja angrenzend ein Gewerbegebiet. „Man könnte sich überlegen, dort zu bauen.“
„Ein Schlachthof neben der Landwirtschaftsschule wäre eine echte Ländle-Lösung.“