Ein Tag im Zeichen des Buches

Zum internationalen Kinderbuchtag: Lesen ist immer zeitgemäß.
Schwarzach „Das grenzenloseste aller Abenteuer der Kindheit war das Leseabenteuer.“ Wer weiß das besser als die schwedische Autorin Astrid Lindgren, die seit exakt 80 Jahren Kindern auf der ganzen Welt die wohl schönste aller Botschaften mit auf den Weg gibt: „Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt …“. Gemeinsam mit Pippi Langstrumpf barfuß auf Zucker gehen, der „Plutimikation“ den Kampf ansagen oder die Gauner Donner-Carl und Blom austricksen, hieß jedoch gleichzeitig sich auf einen 400 Seiten dicken Schmöker einzulassen und zu lesen. Aber ist denn das Bücherlesen heute noch zeitgemäß? Wenn ja, dürfen es so dicke Schinken sein?
„Je dicker, desto lieber“, wundert sich Lina Türtscher über die Frage und begründet: „Damit das Lesen möglichst lange Freude bereitet.“ Lina ist elf Jahre alt, Schülerin der Mittelschule Feldkircher-Oberau und hat für ein Schulprojekt in fünf Monaten 8990 Seiten gelesen. Es gibt sie also, die jungen Leseratten, die allesamt hungrig nach Fantasiewelten sind, die Buchstabe für Buchstabe zu einem ganz individuellen Kosmos heranwachsen. Bunter, ideenreicher und viel, viel origineller als es das Fernsehen oder gar der Computer je anzubieten vermögen. Das Beste daran: Das Buch kann sich, im Gegensatz zu den anderen Medien, dem Kind anpassen. Es wird kein Tempo für die Verarbeitung vorgegeben. Auch Zurückblättern ist jederzeit möglich und es bleibt genügend Zeit, um Fragen zu stellen. Kurz: Das Kind kann sich die Zeit nehmen, die es braucht.
Dennoch bleibt es nicht beim Schönreden. Sieben Millionen Bilder- und Kinderbücher weniger wurden im letzten Jahr verkauft. Warum das so ist, weiß Fachinspektorin Angelika Walser vom Landesschulrat: „Die Freizeitgestaltung der Kinder wie auch die der Familien hat sich verändert, die Konkurrenz zum Lesen ist groß.“ Gemeint ist das Lesen von Büchern, denn genauer betrachtet, wurde eigentlich noch nie so viel gelesen und geschrieben wie heute. Auch von Kindern, denn 75 Prozent der Sechs- bis Neunjährigen besitzen heute ein Smartphone und damit Whatsapp. Doch was wäre dieser Messaging-Dienst ohne die Fähigkeit des Lesens und Schreibens. Lesen bildet also längst nicht mehr nur, Lesen macht überhaupt erst Community- und Social-Media-fähig.
Wurzeln früh gelegt
Die Wurzeln für die Freude am Lesen und in weiterer Folge für die Lesekompetenz werden jedoch schon viel früher gelegt, nämlich mit Bilderbüchern und damit verbunden mit dem Vorlesen. Die meisten Eltern wissen das auch. Doch viele unterschätzen die emotionale Komponente dieses Rituals, denn beim gemeinsamen Betrachten von Bilderbüchern entstehe vor allem Nähe und dazu kommen gute Gefühle wie Sicherheit und Geborgenheit, kurz Kuschelglück für Eltern und Kind. Der internationale Kinderbuchtag rückte dies kürzlich alles wieder einmal gezielt ins Bewusstsein. Weltweit motivieren Aktionen junge Menschen zum Lesen. Das Motto in diesem Jahr lautete: „Es war einmal ein Märchen, das die ganze Welt erzählte.“ Vielleicht eines wie das von Pippi Langstrumpf? Das freche Mädchen mit den roten Zöpfen, das den gesellschaftlichen Rahmen sprengt, um ihr Leben zu genießen, sollte lauter rufen denn je. CRO