Ein Weg, der spaltet

Disput zwischen einem Unternehmer und einem Landesrat über den Achtalweg.
Bregenz, Lingenau Die Bregenzerachschlucht gilt als Naturjuwel. Wo früher die Wälderbahn tuckerte, spazieren mittlerweile zahlreiche Naturliebhaber von Kennelbach bis nach Doren. Sie benutzen einen Trampelpfad, der zwar mit „Durchgang verboten“ beschildert ist, aber instand gehalten wird. Zumindest so, dass er halbwegs begehbar bleibt. Auf der offiziellen Webseite des Landes wird der Weg als Klettersteig ausgewiesen. Er liegt in einem Natura-2000-Gebiet, was größere Eingriffe verbietet. Stichwort: Verschlechterungsverbot. In wenigen Wochen möchte das Land eine Verordnung beschließen, die es ermöglicht, dass der Trampelpfad in der jetzigen Form erhalten bleibt. Ein Ausbau komme aber weiterhin nicht infrage, betont Umweltlandesrat Johannes Rauch den VN.
Ins Rollen gebracht hat das Thema ein Leserbrief des Lingenauer Unternehmers (High 5), Kurzzeitpolitikers (Neos) und Naturfreunds Chris Alge. Im Vorjahr entdeckte er einen Mann, der den Weg vom Wildwuchs befreite und am Wegrand mähte. Nachdem er mit dem Mann gesprochen hatte, ging er zur Polizei. Alge schrieb in seinem Leserbrief: „Es kam ans Licht, dass diese Arbeiten mit Umweltlandesrat Rauch akkordiert waren.“ Der Landesrat konterte ebenfalls per Leserbrief. Es habe weder einen Auftrag noch eine Absprache gegeben. Er schloss mit dem Satz: „An die Spielregeln werden sich hoffentlich alle halten, auch Schlauchboottouristen, die meinen, überall ein Lagerfeuer entfachen zu können.“
Alges Firma bietet Bootsfahrten durch die Schlucht an. Er lässt den Vorwurf deshalb so nicht stehen: „Das ist einfach nur unverschämt. Weder meine Guides noch ich haben in 20 Jahren auch nur ein einziges Feuer im Natura-2000-Gebiet entfacht.“ Rauch entgegnet: „Damit war er nicht direkt angesprochen. Wenn er das so sieht, ist es seine Sache.“ Was die Instandhaltung betrifft, verweist Alge auf ein Polizeiprotokoll. Die Polizei hat nach Alges Intervention bei Langens Bürgermeister Josef Kirchmann nachgefragt. Im Protokoll sagt Kirchmann: Es sei abgemacht, dass der Trampelweg so weit instand gehalten wird, dass eine Passierbarkeit gewährleistet sei. „Dies sei auch auf politischer Ebene durch Vereinbarungen mit Landesrat Rauch und den Bürgermeistern der betroffenen Gemeinden so abgestimmt.“ Rauch bekräftigt jedoch: „Es gab keine Anweisungen.“
Für Alge steht fest: „Durch die Wegarbeiten und die damit verbundene Einladung kam es zu mehreren Unfällen.“ Am 6. August 2017 musste etwa ein Franzose mit dem Hubschrauber geborgen werden. Rauch wiederum ist es wichtig, den rechtlichen Graubereich zu beheben, und dass der Weg so erhalten bleibt, wie er jetzt ist. VN-mip
„Das ist unverschämt. Wir haben in 20 Jahren kein einziges Feuer im Gebiet entfacht.“
„Damit war er nicht direkt angesprochen. Wenn er das so sieht, ist es seine Sache.“

