Ostern darf nicht aufhören

Eine andere Hl. Nacht. Während die erste Hl. Nacht unsere menschlichen Gefühle anspricht, wenn sie von der Geburt des Kindes im Stall erzählt, erzeugt die zweite Nacht einen großen Jubel, weil sie davon verkündet, dass dieses Leben weitergeht über den Tod hinaus.
Ein Jubel, der mitreißt
Diesen Jubel hat Georg Friedrich Händel in seinem Messias vertont. Ausgangspunkt war, dass er ganz am Boden war. Seine Oratorien hatten ihm in London nur Misserfolge eingebracht, finanziell war er ruiniert. Der Schuldeneintreiber stand täglich vor der Tür. Und dann dieser dumpfe Fall, den sein Diener hört und feststellen muss, dass sein Meister im Obergeschoß einen Schlaganfall erlitten hat. Der Arzt konnte ihn retten. Als er zu Bewusstsein und ersten Kräften kommt, findet er den Text für das Oratorium Messias. Er hatte sich geschworen, nie mehr ein Oratorium zu schreiben. Aber dieser Text faszinierte ihn. Er fängt an zu
schreiben. In einem Zug schreibt er dieses Werk, das in den Freudenruf mündet: Halleluja, denn der Herr der allmächtige Gott herrschet. Er wird regieren auf immer und ewig.
Es wird berichtet, der englische König Georg II. sei bei der Uraufführung an dieser Stelle vom Sessel aufgesprungen. Seither erhebt sich bis heute an dieser Stelle das englische Publikum. Händel hatte den stöhnenden Ausruf des Ah in ein Alleluja münden lassen, den Ausruf des Sterbens in einen Ausruf des Lebens. Osterjubel darf auch uns erfüllen. Denn diese Nacht schenkt uns wertvollsten Anfang und dauernde Hoffnung.
Gott schenkt Licht, wo uns Dunkel umgibt
In der Osternacht hören wir die Schöpfungsgeschichte. Am ersten Tag lässt Gott Licht inmitten allen Dunkels entstehen, Neuanfang in allen Chaoswelten. Er schenkt auch heute Licht in alle Einsamkeit, in der wir kein Licht mehr sehen, in alle Traurigkeit, in der wir nach einem Lichtstrahl tasten, er schenkt Licht, das jedes Dunkel der Trauer vertreibt und uns den Weg finden lässt zum Tor der Hoffnung. An diesem Erstkommunionsonntag feiern wir, dass er auch den Kindern ein Licht mitgibt auf den Lebensweg.
Eine Nacht des Aufbruchs und der Befreiung
In dieser Nacht hören wir die Geschichte der Befreiung Israels aus Ägypten. Das Volk war von Tod und Untergang bedroht und erfährt: Gott ist bei ihm und rettet. Da soll nicht der Untergang der Feinde im Vordergrund stehen, sondern die Rettung. Gott verlässt nicht, er ist treu. Dieser Gott ist ein treuer Begleiter und schenkt Hoffnung durch Menschen, durch Worte, durch Frühlingszeichen in der Natur. Unser Leben geht nicht unter, es geht auf Auferstehung zu.
Eine letzte Hoffnung dieser Nacht sind die Gärten der Bibel
Der Garten des Anfangs, der dem Menschen geschenkt ist, ist der Garten des Paradieses.
In seiner Mitte steht ein Baum. Aber der Mensch beraubt diesen Baum, er beraubt mit seiner Gier und seinem Habenwollen seinen Angelpunkt und vertreibt sich selbst aus dem Paradies. Die Osternacht führt uns in einen neuen Garten. In der Mitte ist ein Grab. Ein Gärtner weist darauf hin, dass es leer ist. Der Tod hat keine Macht mehr. Auferstehung ist ein langsames Wachsen, der Gärtner deutet darauf hin. Er legt einen Lebenskeim in den Schoß der Erde, in unsern Alltag. Mitten in diesem Alltag darf der Aufbruch geschehen und läßt uns Auferstehung erleben, wie Marie-Luise Langwald schreibt.
Ich will aufbrechen vom Grab
„Ich will nicht bleiben am Grab mit meiner Angst, mit meiner Frage, mit meiner Trauer. Ich will sehen den gehobenen Stein, die gefalteten Tücher, das leere Grab.
Ich will fühlen die Hoffnung, die keimt, die Freude, die sich ausbreitet, das Leben, das mich ergreift. Ich will aufbrechen vom Grab, dem Auferstandenen zu begegnen, den Lebenden zu finden, den Herrn zu verkünden.“ (Marie-Luise Langwald) Eine solche Auferstehung mitten im Alltag wünsche ich ihnen allen.
