Testrevier am Ardetzenberg

Mit einem Konzept für Mehrfachnutzung soll der Villa Müller in Feldkirch neues Leben eingehaucht werden.
Feldkirch Es wird ständig gebaut, dennoch stehen viele Häuser leer. Konzepte gegen den Leerstand gibt es viele. Eines davon wird in den kommenden zwei Jahren in der Villa Müller am Ardetzenberg in Feldkirch getestet. „Unsere Kooperationspartner SAAL Architekturstudio haben in der Nachbarschaft ihr Büro und sind an uns mit diesem Objekt herangetreten“, erzählt Lukas Böckle (34). Der gebürtige Dornbirner betreibt seit 2015 die Leerstandsagentur NEST. In Wien hat das Team bereits mehrere solche Projekte umgesetzt, in Vorarlberg ist die Villa Müller das Pionierprojekt.
Generationenwechsel
Die Villen am Ardetzenberg wurden zwischen 1905 und 1970 erbaut. „Obwohl einige von ihnen über die Jahre saniert wurden, häuft sich der Leerstand. Der Generationenwechsel funktioniert nicht, da die Erben es sich nicht leisten können oder wollen, in solch großvolumigen Gebäuden zu leben“, beschreibt SAAL-Architekt Lukas Mähr.
Damit das Projekt umgesetzt werden kann, braucht es eine Anschubfinanzierung. Denn: Um aus einer privaten Stadtvilla einen öffentlichen Raum machen zu können, müssen unter anderem Sicherheitsmaßnahmen wie Brandmelder, Feuerlöscher oder Fluchtwegleuchten installiert werden. Außerdem sollen Pool und Garten reaktiviert und neue Matratzen und Bettwäsche gekauft werden. „Zum Schluss benötigt das Haus noch eine Generalreinigung, da es immerhin drei Jahre leer gestanden ist. Aber auch Werkzeug für die Gemeinschaftswerkstatt sowie ein Leih-Bagger für Gartenarbeiten werden gebraucht, damit wir bald eigenes Gemüse anbauen können“, führt Böckle aus. Noch bis kommenden Montag werden daher auf der Plattform www.raumpioniere.at Geld, Zeit und Hilfe, Wissen sowie Sachspenden für das Projekt gesammelt. Raumpioniere ist die erste österreichische Crowdfunding-, Crowdsourcing- und Crowdengaging-Plattform für urbane Projekte und wurde vom Harder Jan Gartner (34) im März an den Start gebracht.
Im Laufe des Aprils können in der Villa Müller Arbeitsplätze gebucht werden, im Mai wird das Raumangebot um Gästezimmer und Werkstattplätze erweitert, auch Veranstaltungen sollen in weiterer Folge dort stattfinden. Als Community-Manager fungiert Architekt Marius Cerha, der gleichzeitig der erste Nutzer der Coworking-Räume ist. Lukas Böckle erläutert: „Wir zahlen keine Miete, sondern haben einen Instandhaltungsvertrag für zwei Jahre, das heißt wir übernehmen die Betriebskosten und kümmern uns um die Immobilie.“ In diesen zwei Jahren wird getestet, welche Nutzungen am Standort Ardetzenberg langfristig funktionieren.
Nachfolgeprojekte
Wenn es nach Lukas Böckle geht, dann soll das Haus in Feldkirch nicht das einzige Projekt in Vorarlberg bleiben: „Wir sind schon seit einem Jahr mit unterschiedlichen Organisationen wie dem Büro für Zukunftsfragen, dem Stadtmarketing Bregenz und jetzt eben in Feldkirch in Kontakt und hoffen natürlich, dass es Nachfolgeprojekte geben wird oder das Land Vorarlberg uns in Zukunft regional beauftragt“, artikuliert er. Vn-ger