Als Autodidakt zu höchsten Anerkennungen

Fotograf, Grafiker und Maler: Rudolf Zündel im Alter von 79 Jahren gestorben.
Schwarzach Er prägte das Erscheinungsbild der Vorarlberger Nachrichten über Jahrzehnte – am Wochenende ist Rudolf Zündel im Alter von 79 Jahren an einem Herzinfarkt verstorben. Zündel, geboren 1939 in Bezau, verbrachte sein gesamtes Berufsleben bei den VN. Gelernt hatte er das Handwerk des Chemigrafen und Farbätzers, 1963 begann er als Autodidakt mit Malerei und Grafik. Beruflich stand rasch die Fotografie im Mittelpunkt seines Interesses. Als Cheffotograf der Vorarlberger Nachrichten hat Zündel das Land durch sein Objektiv für die Nachwelt festgehalten, mit dem Aufbau der Infografikabteilung ist ihm auch international viel Anerkennung zuteil geworden. Die grafischen Arbeiten Zündels wurden mehrfach ausgezeichnet. 1998 wurde ihm der Berufstitel Professor verliehen.
Zündel war aber auch eine feste Größe in der Kunstszene des Landes. Er entwickelte eine eigene Technik, die er Graphos nannte. Dabei wurden Fotografie, Grafik und Malerei kombiniert. Bestimmte Inhalte kehrten bei Zündel immer wieder – fantastische Verformungen des Natürlichen etwa oder das Fliegen. Der gebürtige Bezauer, der in Schwarzach gemeinsam mit seiner Frau Marlies und ihren beiden Kindern eine neue Heimat fand, war Gründungsmitglied des „Bregenzer Kreises“, dem auch Helmut Fetz, Erich Smodics und Siegfried Kresser angehörten. Zündels Arbeiten wurden weltweit in Einzelausstellungen sowie Beteiligungen gezeigt. So waren Werke des künstlerischen Multitalents selbst in Teheran, Kairo, Paris, Basel, Stuttgart, Aarhus oder Uppsala zu sehen. Vertreten war Zündel auch in der Grafischen Sammlung Albertina Wien, dem vorarlberg museum oder dem Rupertinum Salzburg, das einzelne Werke auch erwarb. 2012 lief die Sommerausstellung im „Museum Kunst im Rohnerhaus“ in Lauterach – „Rudolf Zündel – Rückblick auf fünf Jahrzehnte“.
Erfolgreiche Fotoarbeiten
1972 zählte Rudolf Zündel zu den Gründungsmitgliedern der „Vorarlberger Kulturproduzenten“, es entstanden auch freie Fotoarbeiten wie etwa 1977 die bekannte Serie „Als Tschusch unter Gastarbeitern“, für die Zündel eine Gruppe Migranten auf der Fahrt von Dornbirn nach Istanbul begleitet hatte. Ein Jahr später schuf er den humorvollen Zyklus „My home is my ländle“.
Zu seinem umfangreichen Werk gehören Grafikzyklen, zahlreiche Vorarlbergensien, die er gestaltete und illustrierte, sowie Spielkarten und Medaillen, die bekannten VN-Jasskarten oder die Figur des Spärar’s Jokl für die VN, die jahrelang jeden Tag mit einem treffenden Spruch zum Zeitgeschehen aufwartete. Mit seinen Kunstwerken unterstützte er auch soziale und kirchliche Projekte. Jüngstes Beispiel ist ein sogenanntes „Graphos“ in Kreuzform. Mit dem Verkaufserlös der Bilder wurde die Renovierung der Wallfahrtskirche in Bildstein unterstützt.
Rudolf Zündel hat sich zuletzt stark dafür eingesetzt, dass sein fotografischer Nachlass der Öffentlichkeit zugänglich bleibt. Unterstützt von den VN wurde sein gesamtes Fotoarchiv mit mehr als 21.000 Bildern der Vorarlberger Landesbibliothek übergeben, wo das Bildmaterial digitalisiert wird und so für die Nachwelt erhalten bleibt. EE



