Kochsalzlösung und große Versprechungen für Patienten

Praktischer Arzt als Betrüger angeklagt. Prozess dauert voraussichtlich zehn Tage.
Feldkirch. Ein Rosenkranz hängt rechts vor dem 69-jährigen Angeklagten, mit einer großen Begrüßung stellt er sich dem Gerichtsverfahren am Landesgericht Feldkirch wegen gewerbsmäßigen schweren Betruges mit einem angeklagten Schaden von rund 64.000 Euro. Er holt in seinen Erläuterungen gleich zu Beginn weit aus und wird nach einer Weile angewiesen, sich etwas kürzer zu halten. Verteidiger Franz Josef Giesinger bezeichnet seinen Mandanten als „etwas schrägen Typen“, betont aber im gleichen Atemzug, dass es dem heute 69-Jährigen nie um Geldscheffeln oder Betrug ging. Der Allgemeinmediziner aus dem Oberland interessierte sich bereits während des Studiums sehr für alternative Methoden, Homöopathie war sein Steckenpferd.
„Er war überzeugt, dass es sich um ein bahnbrechendes Mittel handelte, ein neues Konzept, mit dem Menschen geholfen werden kann“, so Giesinger. Fakt ist, die Menschen bezahlten für Kochsalzlösung statt für Arzneimittel.
Hoffnungslos
„Häufig kamen Menschen, denen die Schulmedizin nicht oder nicht mehr helfen konnte“, so Staatsanwalt Markus Fußenegger. Er sieht ganz eindeutig einen Betrug vorliegen. Dafür sei die nach Schwere der Krankheit gestaffelte Preisliste auch ein Beweis. „Wer todkrank ist, ist auch verzweifelter und bereit, mehr zu zahlen?“, will Richterin Sonja Nachbaur vom Angeklagten wissen. „Ich war trotzdem viel billiger als die Pharmaindustrie“, antwortet der Arzt.
Die Menschen kamen mit Gehirntumor und Parkinson, diversen Krebserkrankungen, Nierenentzündungen, mit Multipler Sklerose und Laktoseintoleranz. Manchmal zahlte man 38 Euro, bei Krebs gab es das vermeintliche Medikament erst bei rund 1000 Euro. Geliefert wurden die Ampullen von einem deutschen Arzt, der ebenfalls als Zeuge geladen ist und gegen den Ermittlungen laufen.
Mailverkehr analysiert
Der Schriftverkehr zwischen dem Lieferanten und dem Angeklagten wurde unter die Lupe genommen. „Von 37 Patienten sind bereits acht tot. Vierzehn kann ich telefonisch nicht erreichen, ich hoffe, sie sind nicht verstorben“, zweifelte der Mediziner einmal auf schriftlichem Wege.
Doch das Vertrauen in den Kollegen war so groß, dass der Vorarlberger weiter daran festhielt, er sei bei etwas „ganz Großem“ mit dabei. Dazu kommt, dass sich die Menschen teilweise wirklich kurzfristig besser fühlten, allerdings wurden sie parallel auch schulmedizinisch behandelt. Nach der Beschuldigteneinvernahme geht es mit den Zeugen weiter. EC