Zu wenig Ländle vom Tier bis zum Schnitzel

Schlachthof-Betreiber Anton Fetz fehlt „Vorarlberg-Identität“.
Dornbirn Der städtische Schlachthof in Dornbirn war viele Jahre lang ein Defizitgeschäft für die Kommune. Rund 200.000 Euro jährlich gab es zuletzt Abgänge, ehe der Betrieb mit Übernahmedatum 1. Jänner 2017 an den Andelsbucher Metzgermeister Anton Fetz (46) verpachtet wurde. Nach über einem Jahr zieht Fetz eine durchwachsene Bilanz: „Der Betrieb läuft reibungslos. Die Auslastung ist jedoch nicht besser geworden.“ Im Gegenteil: Nach dem Aus des Fleischverarbeiters Rewe (früher Efef) droht dem Betrieb ein weiterer dramatischer Rückgang des Geschäftsumfanges.
Option Hohenems
Noch knapp vier weitere Jahre könnte der Betrieb am jetzigen Standort in der Schlachthausgasse weiterlaufen, danach wird die Stadt Dornbirn das Areal für andere Zwecke nutzen. Die Suche nach einem neuen Betriebsgebiet ist zwingend geboten. Zuletzt hat sich mit dem Standort bei der Landwirtschaftsschule Hohenems eine neue Möglichkeit aufgetan – die VN berichteten. „Ich könnte mir vorstellen, auch dort einen Schlachtbetrieb zu leiten“, sagt Fetz und baut weiterhin darauf, dass sich mit einer entsprechenden Bündelung der Kräfte die Idee eines gut ausgelasteten Vorarlberger Schlachthofes umsetzen lässt.
„Wir halten ja regelmäßig Sitzungen mit allen Beteiligten ab. Nur habe ich dort oft das Gefühl, es gibt mehr Schiedsrichter als Spieler. Obwohl sich die Beteiligten einig darin sind, was das Beste wäre, geht in der Umsetzung zu wenig vorwärts“, fehlt Fetz die Entschlossenheit. Das Bewusstsein für Fleisch, das vom lebenden Tier bis zum Schnitzel ausschließlich im Land gepflegt, geschlachtet und verarbeitet wird, komme erst dann wieder hoch, „wenn man Bilder von gequälten Tieren auf irgendwelchen Transporten ins Ausland sieht“.
Der Andelsbucher wünscht sich ein starkes Bekenntnis zur heimischen Fleischqualität. Gerne hätte er dabei etwa den Vorarlberger Tourismus im Marketingboot, aber auch vermehrt Vorarlberger Großbetriebe, wie zum Beispiel die Landeskrankenhäuser, als Kunden. „Wir bewerben unsere Berge, unsere Landschaft, unsere Alpen. Aber beim Fleisch fehlt die Identität mit Vorarlberg. Wir müssten nicht so viele Tiere ins Ausland zum Schlachten schaffen.“
Nur Montag und Dienstag
In der Dornbirner Schlachthausgasse läuft der Betrieb nach wie vor nur am Montag und am Dienstag. An den geschlachteten Stückzahlen bei den verschiedenen Tierarten hat sich in den 14 Monaten seit Übernahme des Betriebes durch den Bregenzerwälder Anton Fetz nicht viel geändert. 130 bis 150 Schweine, 50 bis 70 Kälber und einige Stück Großvieh werden derzeit wöchentlich am dortigen Standort geschlachtet. VN-HK
„Wir haben in der Branche leider zu viele Schiedsrichter und zu wenige Spieler.“