Lehrer-Protest gegen Landeshauptmann

Einführung von separaten Deutschklassen sei im kommenden Schuljahr nicht durchführbar.
Bregenz Pflichtschullehrervertreter Willi Witzemann und viele seiner Kollegen machen gegen Landeshauptmann Markus Wallner mobil. Dieser hatte angekündigt, dass im kommenden Herbst auch in Vorarlberg mit Deutschförderklassen begonnen werden müsse.
„Seit dieser Ansage laufen die Telefone im Büro der Personalvertretung heiß“, berichtet Pflichtschullehrervertreter Willi Witzemann. Es herrsche Ratlosigkeit bei den Kollegen. „Es wird seit Tagen und Wochen gerechnet, wie das denn gehen soll.“ Laut Witzemann sind sämtliche Experten gegen eine zu rasche Einführung. „Sogar der Tiroler Landesschulrat warnt davor. In einer offiziellen Stellungnahme des LSR Tirol heißt es unter anderem, dass die vorgesehenen Deutschklassen stark segregierend seien, oder dass sich der vorliegende Entwurf negativ auf den Spracherwerb der Kinder auswirke und den Integrationsprozess verhindere bzw. erschwere.“ Nicht besser sehe es bei den Ganztagsklassen aus. „Immer noch tappen die Direktorinnen und Direktoren im Dunkeln, weil es keine gesetzlichen Grundlagen bzw. Auskünfte aus Wien gibt“, äußert Witzemann Kritik an den Schulplänen von Minister Faßmann. „Es wäre wohl besser gewesen, der Herr Minister hätte seine Zeit in Vorarlberg für die wirklich wichtigen Themen genutzt“, kann sich der Lehrervertreter einen Seitenhieb auf den neuen Ressortchef am Minoritenplatz in Wien nicht verkneifen. Es herrsche Chaos und niemand wisse, wie viele Stunden welches Personal was und wo unterrichten soll.
„Hoher Qualitätsverlust“
Die Lehrergewerkschaft spricht von einem drohenden Qualitätsverlust für Kinder mit bestehenden, aber verbesserungswürdigen Deutschkenntnissen, da der Sprachförderkurs von elf auf nur sechs Stunden gekürzt werde. „Die Deutschklassen könnten einen Bildungslaufbahnverlust von ein bis zwei Jahren zur Folge haben. Damit müssen zwei Jahre ältere Schüler in den Klassenverband integriert werden, was für die Lehrpersonen keine einfache Aufgabe sein wird“, heißt es in einem internen Papier der Lehrerschaft. Der jetzige Entwurf für Neuerungen sei „unklar, verwirrend und unpräzise, weshalb auch der Verfassungsdienst zahlreiche legistische Anmerkungen hat“.
Da personelle, infrastrukturelle und ressourcenmäßige Details nicht geklärt sind, sei ein Start 2018/2019 problematisch. Man verlasse sich einmal mehr auf das Organisationsgeschick der Schulleiter und die Gutmütigkeit der Lehrpersonen. VN-HK
„Seit den Ankündigungen des Landeshauptmanns laufen die Telefone heiß.“
