Einsatz für unsere gefiederten Freunde

Die Lebensräume von Brachvogel, Bekassine, Kiebitz, Wachtelkönig und Co. sind bedroht.
Dornbirn Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: 1988 gab es im Rheintal noch 30 brütende Bekassine-Paare, heute sind es noch eines oder zwei. Der Große Brachvogel hat sich seit den 60er-Jahren von 40 Paaren auf zehn Brutpaare verringert, einzig der Kiebitz blieb zahlenmäßig halbwegs stabil. 70 Brutpaare gibt es von dieser Art in den Riedgebieten des Rheintals noch heute.
„Dass wir wenigstens diesen Bestand heute noch haben, verdanken wir einem konsequenten Naturschutz“, betont Ornithologe Jürgen Ulmer, der die Riedgebiete kennt wie seine Westentasche. Wie das Schützen auf Flächen geht, auf denen auch die Landwirtschaft ihre Nutzungsinteressen hat? „Wir markieren die Nester und fahren beim Mähen mit, um den Landwirten die Gelege zu zeigen“, erklärt Ulmer. Landwirtin Sabine Ilg, die inmitten eines Vogelbrutgebietes zwischen Hohenems und Dornbirn ihre Äcker bewirtschaftet, bestätigt das: „Wir schützen die Nester gerne. Und wenn wir wissen, wo sie sind, umfahren wir sie. Für uns sind diese Vögel hier ja auch eine absolute Bereicherung.“
Fuchs, Dachs, Katzen, Hunde
Doch Brachvogel, Bekassine, Kiebitz, der bald aus wärmeren Gefilden zurückkehrende Wachtelkönig und andere Wiesenbrüter haben Feinde. „Sie werden vor allem von Beutegreifern wie Fuchs und Dachs bedroht. Hinzu kommen Raubvögel, streunende Katzen und freilaufende Hunde“, weiß der Gebietsbetreuer im Schweizer Ried, Reinhard Hellmair. Zu den Gefährdern der Vögel gesellt sich auch der Mensch. Dann, wenn er einfach querfeldein reitet, Campingzelte aufschlägt oder in großen Gruppen das Reich von Kiebitz und Co. als Picknickplatz aussucht.
Die Wiesenbrüter haben nun aber auch starke Freunde. Zu denen zählen sowohl Ornithologen, der Naturschutzbund als auch das Land. „Es braucht den Einsatz von allen, um den Bestand der Wiesenbrüter in ihrem Lebensraum zu halten“, appelliert Umweltlandesrat Johannes Rauch für den Schulterschluss in Sachen Vogelschutz im Ried.
20 Jahre Engagement
50.000 Euro jährlich gibt das Land laut Auskunft von Rauch für die Wiesenbrüter aus. Vieles Gute wurde dort bereits gemacht. So kam es zur Schaffung von wunderschönen Biotopen mit Flachuferzonen und zum Bau von Bewässerungssystemen. Denn die Wiesenbrüter brauchen Feuchtwiesen. Auch wurden viele Büsche und Gehölz entfernt, um den Vögeln freie Sicht auf ihre Feinde zu verschaffen. Eine gezielte Bejagung der Beutegreifer stellt eine weitere Maßnahme dar. Fuchs und Dachs jagen die Vögel vor allem in der Dämmerung.
Das Schaffen von guten Lebensbedingungen für die Wiesenbrüter hat sich der Naturschutzbund auf seine Fahnen geheftet. „Wir engagieren uns seit 20 Jahren für die Wiesenbrüter“, betont Bianca Burtscher. Viele der Arbeiten zur Lebensraumaufwertung gehen auf den Naturschutzbund zurück.
Koordination
Wer was wie und mit wem zu welcher Zeit macht, fällt in die Kompetenz der Regionsmanagerin für Europaschutzgebiete im Rheintal, Petra Häfele. Sie koordiniert die Aktivitäten der verschiedenen Partner, bei ihr laufen die Fäden zusammen. Engagement im Sinne der letzten Wiesenbrüter ist von allen gefordert, die sich im Ried aufhalten. Und wenn dies nur darin besteht, gewisse Dinge dort nicht zu tun, um die schützenswerten Vögel nicht zu stören. VN-HK