Vorarlberger Zugflotte auf dem Prüfstand

Intensivtests: Bombardier rechnet mit pünktlicher Lieferung.
Henningsdorf, Bregenz Die Erleichterung ist spürbar. Gestern wurde die zweite Zuggarnitur am Produktionsstandort Henningsdorf bei Berlin in die Testhalle gebracht. „Die Züge haben einen extrem hohen Reifegrad“, sagt Bombardier-Österreich-Geschäftsführer Christian Diewald. Das hätten die ersten Tage nach der statischen Inbetriebnahme gezeigt. Zwei Monate lang werden in Summe sechs Garnituren der zukünftigen Vorarlberger Zugflotte auf Herz und Nieren getestet. „Bremsen, Software, Türenfunktion“, zählt Diewald das Prüfprozedere der Vorserienzüge auf. Parallel dazu läuft die Produktion der weiteren Züge, die rechtzeitig zur Gymnaestrada im Land sein sollen. 21 Stück an der Zahl, moderner und komfortabler als alles, was jemals zuvor auf den Schienen Vorarlbergs unterwegs war.
Erster Zug in Rekordzeit
Bombardier hat den kurzfristigen Liefertermin stets als größte Herausforderung bezeichnet. Jetzt wurde in Rekordzeit der erste Zug fertiggestellt. Und der läuft laut Hersteller praktisch fehlerfrei. „Deshalb machen wir uns auch kaum Sorgen, den Termin nicht halten zu können“, sagt Bombardier-Manager Diewald im Gespräch mit den VN. Man liege im Zeitplan, gewinne jetzt sogar jede Woche Zeit.
Die kritische erste Testphase für die neuen Talent3-Modelle läuft vielversprechend. Bereits im Herbst rollen die Züge, die mit über 104 Metern die längsten im ÖBB-Nahverkehr werden, dann auf echten Schienen. Die verpflichtenden dynamischen Testfahrten gelten als letzte Hürde vor der Zulassung der Züge und der Abnahme durch den Auftraggeber ÖBB. Gerechnet wird damit in den ersten drei Monaten des kommenden Jahres.
Rund 350 Mitarbeiter arbeiten am Bombardier-Produktionswerk nahe der deutschen Bundeshauptstadt an einer pünktlichen Lieferung der neuen Vorarlberger Zugflotte. Noch fließen Detailabstimmungen in das Projekt ein, der Rahmen ist indes unverändert geblieben. Die Talent3-Züge werden geräumig und höchst flexibel. So sollen im Sommer 267 Fahrgäste und 42 Fahrräder Platz finden. Für die Wintermonate wird mit 304 Sitzplätzen die Kapazität noch einmal gesteigert. Dafür wird das spezielle Fahrradabteil zurückgebaut und durch Skiständer ersetzt. Beim Platzangebot spricht Bombardier von neuen Maßstäben. So seien auch die Sitze weiter optimiert worden. „Wir haben damit einen extrem hohen Fußabstand erreichen können“, sagt Diewald. Davon konnten sich zuletzt auch Vertreter des Landes überzeugen. „Mir ist es wichtig, dass Kinderwagen und Fahrräder stressfrei und sicher im Zug abgestellt werden können“, freut sich der zuständige Landesrat Johannes Rauch über das Ergebnis.
Die Vorarlberg-Züge finden Gefallen. So hat sich jetzt auch die Tiroler Landesregierung festgelegt. Die Talent3-Garnituren sollen, die Zustimmung der ÖBB vorausgesetzt, später nach Vorarlberger Vorbild auch den Nahverkehr in Tirol bereichern. VN-MIG
„Wir haben schon bei den ersten Tests gesehen, dass es kaum Fehler zu beheben gibt.“
