Alter beschert neue Lebensphase

Noch einmal durchstarten statt Ruhestand. Vortrag von Leopold Stieger bei Russmedia.
schwarzach Wohlverdient vielleicht, aber Ruhestand? Von wegen. Nach der Arbeit das Vergnügen, sollte stattdessen künftighin das Motto lauten. Aufgrund der steigenden Lebenserwartung ist den Menschen nämlich eine zusätzliche vierte Lebensphase vergönnt. Leopold Stieger spricht in diesem Zusammenhang konkret von einer „Freitätigkeit“. Mindestens 20 Jahre sollen wir währenddessen tun und lassen können, wonach uns gerade der Sinn steht. Mit der gekonnten Nutzung dieser „Freitätigkeit“ hat sich der Wiener Personalentwickler auch in seinem neuen Buch „Freitätigkeit – Zwischen Beruf und Ruhestand“ auseinandergesetzt. Stieger stellt es am Dienstag, 24. April 2018, ab 19 Uhr bei Russmedia in Schwarzach vor.
Potenziale statt Geburtsdatum
Ihm ist es wichtig, den Begriff von der Freitätigkeit in die Köpfe der Menschen zu bringen. „Denn sie irren, wenn sie glauben, dass mit der Pensionierung der Ruhestand beginnen muss“, sagt Stieger. Viel lieber spricht er von 20 Jahren voller Möglichkeiten, frei tätig zu sein, wenn von der Lebensphase nach der Pensionierung die Rede ist. Die übliche Art des Ruhestands komme noch früh genug. „Dem Alter und seinen Widrigkeiten können wir nicht entfliehen, aber die Zeit, bis es so weit ist, gilt es zu nutzen“, sagt er. Es liege immer am Einzelnen, ob er die große Chance einer neuen Lebensphase annehme und sich nicht an seinem Geburtsdatum orientiere, sondern an den Potenzialen. „Wir können immer noch alles tun, das gilt es zu vermitteln.“
Spät, aber doch noch
Leopold Stieger berichtet von einer Salzburgerin, die es während ihres Berufslebens trotz intensivster Bemühungen nicht geschafft hat, sich ihren größten Wunsch, eine eigene Apotheke, zu erfüllen. Mit dem Eintritt in die Pension klemmte sich die Frau noch einmal hinter das Vorhaben und schaffte das bis dahin Unmögliche. Stieger spricht von Marathonläufen, Firmengründungen, Bergbesteigungen, Weltreisen und was es sonst noch an zeitfüllenden Beschäftigungen in späteren Lebensjahren gibt. Stellt sich die Frage, ob sich der Mensch auf diese neue Zeit vorbereiten kann, zumal er anderes gewohnt ist. „Ja“, sagt Leopold Stieger mit Nachdruck. „Mein Buch bietet elf Argumente dafür“, ergänzt er und fügt an: „Spannende Lebensgeschichten von ganz unterschiedlichen Personen sind wahrscheinlich noch überzeugender als jede graue Theorie.“ Ein Seminar in Buchform sei es, lässt er Interessierte wissen. Viele haben es schon entdeckt. Bereits nach kurzer Zeit war das Buch ausverkauft und die zweite Auflage in den Buchhandlungen. „Es zeigen aber auch unzählige Untersuchunge, wie gesund neue Herausforderung sind“, führt Leopold Stieger weiter aus. „Wer sie nicht nützt, verschenkt pro kommendem Lebensjahr zwei Monate“, zitiert er aus Studien.
Erfahrung statt Schnelligkeit
Doch nicht die Schnelligkeit der Jugend sei in dieser neuen Lebensphase gefragt, sondern die Erfahrung des Alters. „Selbst ein Marathon ist zu schaffen, nur eben langsamer“, verdeutlicht Stieger, was gemeint ist. Der Personalentwickler gibt sich überzeugt, dass diese Generation ein Gewinn für Österreich ist, weil sie einen Beitrag zur Gestaltung, Verbesserung und Veränderung des Landes leisten kann. „Um neu durchzustarten, muss vorher aber die alte Festplatte im Kopf gelöscht werden“, merkt er schmunzelnd an. Genau daran hapert es aber häufig noch. Herkömmliche Ruhestandsmuster, wie sie schon die Großeltern kannten, sind schwer auszuradieren. „Wenn wir dieses Potenzial wirklich ausschöpfen wollen, und das sollten wir tun, dürfen wir nicht länger in der Vergangenheit denken, sondern müssen in die Zukunft schauen“, mahnt Leopold Stieger. VN-MM
„Wir können immer noch alles tun. Das gilt es in die Köpfe der Menschen zu bringen.“
Vortrag, Dienstag, 24. April 2018, 19 Uhr, Russmedia Schwarzach; VN-Abonnenten: 15 Euro (19 Euro), Tickets online unter vn.at/shop oder Tel. 05572/501-404