Hohe Mietkosten für Asylheime

Die Kosten schnellten auf 1,5 Millionen Euro, reduzieren sich nun aber wieder langsam.
Schwarzach Ist die Unterschrift erst einmal getrocknet, kommt man nur schwer wieder raus. Verträge sind grundsätzlich einzuhalten. Das wissen Autokäufer, Arbeitnehmer, Onlinehändler genauso wie Mieter. Dies gilt auch für offizielle Stellen wie das Land Vorarlberg.
Im Zuge der Flüchtlingskrise schaffte es die Landesverwaltung rasch, Unterkünfte zu finden. Dazu mietete sich das Land auch in private Hallen und Gebäude ein und stellte diese den Betreuungsorganisationen zur Verfügung.
ORS steigt aus
Ende des Jahres verabschiedet sich der Schweizer Konzern ORS aus der Flüchtlingsbetreuung in Vorarlberg. Aus der Tennishalle in Götzis ist er schon lange draußen, was nicht heißt, dass das Land keine Miete mehr zahlen muss. Das bedeutet, die Mietkosten gehen zwar zurück, aber langsam. Laut Auskunft des Landes gab Vorarlberg 2015 noch 380.000 Euro Miete für Asylquartiere aus. Ein Jahr drauf waren es 1,4 Millionen, im Jahr 2017 bezahlte Vorarlberg 1,5 Millionen Euro Miete an die Hallen- und Wohnungsbesitzer. Für 2018 ist eine Million budgetiert.
Allerdings sind das lediglich die Kosten. Was an Einnahmen fürs Weitervermieten zurückkommt, könne nicht beziffert werden, heißt es dazu aus dem Landhaus. Weshalb die Kosten langsamer sinken als die Zahl der Asylwerber, zeigt Götzis.
In Verhandlungen
Das Asylquartier in der Tennishalle schloss am 20. August 2017. Der Mietvertrag läuft aber noch bis Juli. Eigentlich war geplant, das Quartier länger zu betreiben, der Badmintonverband zog damals nach Bregenz. Dort musste er allerdings wieder raus, weshalb die Halle in Götzis früher benötigt wurde. Die Tennisplätze sind noch ungenützt. Derzeit verhandeln die Eigentümer mit dem Land. Die Gespräche drehen sich um die Frage, ob die Halle renoviert werden muss. Geht es nach Land und Gemeinde, soll im Herbst Tennis gespielt werden.
Weit unkomplizierter läuft das Ende der anderen Quartiere. Kürzlich schloss das Heim in der ehemaligen Diskothek „Blaue Sau“ in Lustenau. Nach Auskunft von Karl Fenkart, Leiter der Vermögensabteilung des Landes, ist auch das Mietverhältnis schon beendet.
Kartoffel-Lager
Im „Graf-Areal“ in Feldkirch-Nofels wohnen ebenfalls längst keine Flüchtlinge mehr. Der Mietvertrag läuft aber noch bis Sommer, weshalb das Land die Halle anderweitig weitervermietet. So nützt zum Beispiel eine Bauerngenossenschaft einen Teil. Sie sortiert und lagert Kartoffeln. Auch die Straßenmeisterei hat Lagerplatz bekommen.
Der private Anbieter ORS betreut in Vorarlberg noch drei Quartiere: ein kleineres in Götzis, eines in Dornbirn in einer ehemaligen Tanzschule und eines in der Dornbirner Bildgasse. Alle drei sollen bis Sommer geschlossen werden. Das Heim in Götzis übernimmt die Caritas, die Dornbirner Heime schließen. Sie werden nicht mehr benötigt.
Vorarlbergs Flüchtlingskoordinatorin Sonja Troger erläutert in dem Zusammenhang: „Die Zahl der neuen Flüchtlinge entspricht zwischenzeitlich den Werten bis zum Beginn der großen Flüchtlingswelle Ende 2014.“
Abbau geht weiter
Die Caritas ist aus ihren größeren Quartieren in Thüringen und Frastanz längst ausgezogen. Laut Bernd Klisch von der Caritas-Flüchtlingshilfe gehe der Abbau weiter. „Die Caritas betreut derzeit rund 2000 Flüchtlinge in der Grundversorgung, davon sind 700 bereits bleibeberechtigt.“ Zudem verfüge die Caritas über einen kleinen Puffer von rund 200 Plätzen.
Weiterführung
Das Rote Kreuz betreibt ein Heim für rund 80 Flüchtlinge in Hard. Das Land müsste im Herbst den Vertrag verlängern. Auch die Zahl der Heime für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (UMF) nimmt ab. Das Institut für Sozialdienste (IFS) betreibt noch zwei Heime, in Caritas-Heimen wie dem Haus Jonas wohnen nun Erwachsene.
Auch die Betreuungsquote ist längst kein Thema mehr. Vorarlberg liegt mit 88,43 Prozent konstant hinter Oberösterreich und Wien auf Rang drei.
„Der Abbau der Quartiersplätze der Caritas schreitet weiter voran.“
Asyl in Vorarlberg
1.004.400 Euro budgetiert das Land Vorarlberg heuer für Mietkosten für Asylquartiere. 2015 waren es 379.892,99 Euro. 2016: 1.434.930,71 Euro, 2017: 1.499.882,96 Euro.
2202 Flüchtlinge befinden sich in Vorarlberg derzeit in der Grundversorgung, österreichweit sind es 56.211.
Die Zahl an neu hinzukommenden Asylwerbern nimmt weiter ab und entspricht wieder den Zahlen von 2014 vor der Flüchtlingswelle.
562 Quartiere in 72 Gemeinden gab es Ende März in Vorarlberg. Das sind 25 weniger als Ende Jänner.
Die private Organisation ORS betreut derzeit noch drei Quartiere, alle drei Verträge laufen in diesem Jahr aus und werden nicht verlängert.
Das Rote Kreuz betreibt weiterhin ein Quartier in Hard. Der Mietvertrag läuft im Herbst aus, ob er verlängert wird, steht noch nicht fest.
Die Caritas betreibt 179 Quartiere, wobei nur sechs Quartiere von mehr als 25 Personen bewohnt werden.
UMF-Quartiere werden kontinuierlich geschlossen. Das Haus Jonas in Lauterach ist zu, in anderen Häusern wie dem Haus Karim sind nun Erwachsene untergebracht.